5 dinge, die wir diese woche gelernt haben:
1 Lindner ist traumatisiert
Den rotesten Kopf während der nun fast schon legendären „Haushaltsdebatte“ vom Dienstag hatte ausgerechnet der sonst eher ins Orange-Gebräunte changierende FDP-Vorsitzende Christian Lindner – nach einem Zwischenruf von Anton Hofreiter (Grüne) geriet er ins Toben. Wohl in Folge der „Traumatisierung“, die er während der Jamaika-Gespräche mit Union und Grünen erlitten hatte. Vielleicht war der Blutdruck aber auch einfach hoch, weil Lindner sich als einer der wenigen tatsächlich genötigt sah, über Haushaltsfragen zu sprechen.
2 Schulz ist cholerisch
Den nächstrotesten Kopf hatte Martin Schulz vorzuweisen: „HERR GAULAND, DIE MENGE VON VOGELSCHISS IST EIN MISTHAUFEN, UND AUF DEN GEHÖREN SIE.“ Und, dieses Mal inhaltlich angemessener: „Die Reduzierung komplexer Sachverhalte auf eine Gruppe von Menschen ist eine Methode des Faschismus. Das gab es schon einmal in diesem Haus.“ ABER AUCH DIESEN SATZ HÄTTE MAN GANZ SICHER IN VERSALIEN SETZEN KÖNNEN.
3 Kahrs ist pubertär
„Hass macht hässlich – schauen Sie doch mal in den Spiegel!“, rief der Hamburger SPD-Mann dem AfD-Block im Bundestag zu. Der daraufhin auch geschlossen den Saal verließ, wohl um mal rasch nachzuschauen, ob Kahrs vielleicht recht hat. Hat er womöglich sogar. Trotzdem: schlechte Betragensnote. Kein guter Stil.
4 Alice Weidel ist in der Trotzphase
Sie hat es wirklich getan. Den Raum verlassen und mit dem Fuß aufgestampft wie ein kleines Kind, das kein Pony haben darf. Der Raum war allerdings der Deutsche Bundestag. Und das kleine Mädchen Co-Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion und Oppositionsführerin im Bundestag.
5 Merkel ist halt wie immer
Protokoll des Deutschen Bundestages, 12. September 2018: „Wir müssen – das glaube ich zutiefst – ab und zu auch über das sprechen, was uns gelingt. Wir können immer kritisch sein, wenn es um das geht, was uns alles nicht gelingt; aber wenn wir den Menschen nicht sagen, was gelingt, dann werden sie auch nicht verstehen, wo wir besser werden. Deshalb wird es eine gemeinsame Aufgabe sein – zumindest derjenigen, die gemeinsam für dieses Land kämpfen –, zu sagen: Ja, wir wissen, dass vieles noch nicht erreicht ist, wir wissen, dass es noch viele Mängel gibt; aber wir stellen uns den Herausforderungen, und wir kommen Schritt für Schritt voran. Das ist unser Auftrag, unser Anspruch, und das werden wir auch einlösen. Herzlichen Dank.“Martin Reichert
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