: 37 Tote nach Contra–Überfall
■ Kurz vor dem achten Jahrestag der sandinistischen Revolution verstärkt die Contra ihre Angriffe auf Zivilisten / Am gleichen Tag ist eine 100köpfige Gruppe von Contra–Kämpfern zum UN–Flüchtlingskommissariat übergelaufen / Amnestieangebot an Contras verlängert
Managua (afp/ap/taz) - Drei Tage vor der Feier des achten Jahrestages der Revolution, die in Matagalpa, einer im Norden Nicaraguas gelegenen Stadt, ausgerichtet wird, überfiel die Contra eine 80 Kilometer entfernte Kleinstadt. Der Überfall auf San Jose Bocay kostete mindestens 37 Menschen das Leben. Unter den Toten, so der Sprecher des nicaraguanischen Verteidigungsministeriums, seien 19 Angehörige der Miliz, sechs unbewaffnete Bewohner und zwölf Contras, die kurz darauf bei Kämpfen ums Leben kamen. Elf Bürger seien verwundet worden. Der Sprecher berichtete auf einer Pressekonferenz, daß etwa 120 antisandinistische Kämpfer die Stadt am frühen Morgen zunächst von umliegenden Höhen aus mit Granaten– und Raketenwerfern beschossen und dann versucht hätten, in die nördlichen Wohnviertel einzudringen. Sie seien jedoch von der Miliz zurückgeschlagen worden. San Jose de Bocay, das 10.000 Einwohner hat, ist ein wichtiger Militärstützpunkt im Norden Nicaraguas, von dem aus die sandinistischen Truppen Operationen gegen die Contra unternehmen. Im Gegensatz zu den Contras, die behauptet hatten, eine Kaserne und eine Landepiste zerstört zu haben, erklärte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums, militärische Anlagen seien nicht beschädigt worden. Bayardo Arce, Mitglied des sandinistischen Führungsgremi ums, räumte ein, daß die Contras in den letzten Wochen ihre Aktivitäten verstärkt hätten, in denen 37 Überfälle auf Kooperativen, Siedlungen und Betriebe auf ihr Konto gingen, am Vortage seien 15 Contras bei Kämpfen an der hondura nisch–nicaraguanischen Grenze gefallen. Am gleichen Tag ist eine große Gruppe nicaraguanischer Contras in Honduras geschlossen desertiert. 100 Kämpfer stellten sich mit Familien unter den Schutz des UN–Flüchtlingskommissa riats. „Sie haben eine harte Zeit in den Bergen hinter sich und können deshalb kaum noch als Kämpfer bezeichnet werden“, erläuterte der Sprecher des Flüchtlingskommissariats. Die sandinistische Regierung hatte Tage zuvor ihre Amnestie für zurückkehrende Contras verlängert und erneut „alle Contras einschließlich ihres Chefs Adolfo Calero“ eingeladen, in die Heimat zurückzukehren. Siehe auch Seite 7
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen