2x 20.000 Unterstützer:innen für die taz : Beweise einer gelebten Utopie
Mitten in der Coronakrise können die taz Genossenschaft und unser Online-Bezahlmodell taz zahl ich große Erfolge feiern. Zeit für einen Moment des Innehaltens.
Liebe Leser:innen, liebe Genoss:innen, liebe Abonnent:innen, liebe taz-zahl-ich-Zahler:innen,
als in dieser Krise auch unser Journalismus als systemrelevant unter Schutz gestellt wurde, sind wir zunächst etwas ironisch damit umgegangen. Die taz – plötzlich systemrelevant? Und was sind Medien momentan schon im Vergleich zu Krankenhäusern? Doch andererseits ist es ja wahr: In Krisenzeiten braucht es Information und Diskussion, mehr denn je. Es braucht den Blick dorthin, wo die Schwachen der Gesellschaft stehen. Wie alle Medien erlebt auch die taz, wie in der Pandemie die Nachfrage nach journalistischem Inhalt enorm steigt.
Weil die taz aber auf einem ganz besonderen Gedanken fußt, dem des Solidarischen, steigen bei uns nicht nur – wie bei anderen Medienhäusern auch – die Zugriffszahlen. Auch die Unterstützung unseres Journalismus wächst stark weiter.
Breite linke Öffentlichkeit
Wir verzeichnen im April 2020 mehr als 20.000 Leser:innen, die einen regelmäßigen Beitrag für unser freiwilliges Zahlmodell taz zahl ich leisten. Und wir haben inzwischen mehr als 20.000 taz-Genoss:innen, die als Eigentümer:innen die journalistische und publizistische Unabhängigkeit unserer Zeitung sichern.
Nachdem klar wurde, dass das Anzeigengeschäft, das Zeitungen über viele Jahrzehnte sehr gut finanziert hat, nicht in vollem Umfang ins Digitale übertragen werden kann, haben inzwischen viele Zeitungen Paywalls oder Abomodelle für ihren Internetauftritt eingeführt. Für die taz war das jedoch keine Option. Sie wurde ja gegründet, um eine möglichst breite linke Öffentlichkeit gegenüber der etablierten Presse zu schaffen. Und von Anfang an spielte dabei die Solidarität der taz-Leser:innen mit dem Projekt taz eine entscheidende Rolle.
Deshalb passt dieses einmalige freiwillige Modell taz zahl ich so gut zur taz. Es macht klar, dass guter, kritischer Journalismus nicht umsonst zu haben ist. Gleichzeitig ermöglicht dieses solidarische Handeln auch jenen den freien Zugang zu unserem Journalismus, die sich das nicht leisten können.
Gerade jetzt in der Coronakrise zeigt sich die Stärke unseres Modells. Weil die Arbeit der Redaktion der taz so bedeutend von ihren Lesenden unterstützt wird, bleibt die taz auch in Krisenzeiten unabhängig von den branchenüblichen Einbrüchen der Erlöse aus dem Anzeigengeschäft. Und mehr noch: In den letzten Tagen erreichen uns viele Zuschriften, in denen sich die Leser:innen für dieses Solidaritätsmodell bedanken. Diesen Dank geben wir hiermit gern weiter!
Ohne Genossenschaft geht nichts
Aber die taz hat noch eine weitere überwältigende Wegmarke überschritten: Nahezu zeitgleich sichern jetzt über 20.000 Genoss:innen die Unabhängigkeit der taz mit einer starken Kapitaldecke ab. Waren die Anfangsjahre der taz vom ständigen Bemühen um Vermeidung der Überschuldung geprägt, so kann die taz mittlerweile dank der Einlagen ihrer Eigentümer:innen sogar in wichtige Zukunftsprojekte unserer Publizistik investieren.
Trotz der Strukturkrise, in der sich die Medien im Transformationsprozess der digitalen Moderne befinden, ist es der taz mit den Mitteln der Genossenschaft gelungen, mit dem neuen taz Haus an der Friedrichstraße 21 ein sichtbares Signal der Zuversicht für die Unabhängigkeit der Presse zu errichten.
Wir empfinden das als unschätzbare Leistung des Netzwerkes der vielen, die mit ihrer Beteiligung ein stabiles Fundament für die Arbeit aller Mitarbeitenden der taz geschaffen haben.
Die Einführung des neuen Redaktionssystems wäre ohne die Genossenschaft ebenso wenig möglich gewesen. Die große Bedeutung dieser Investition erweist sich vor allem jetzt: Die reibungslose taz-Produktion überwiegend aus den Homeoffices der taz-Redakteur:innen, wie wir sie derzeit leisten müssen, wäre ohne dieses Redaktionssystem nicht möglich.
Große ideelle Unterstützung
Gerade in Zeiten wie diesen ist es extrem wichtig, sich auf die eigene Kraft der Genossenschaft verlassen zu können und sich nicht auf der Suche nach Überlebensmöglichkeiten verkaufen zu müssen. Aber es geht dabei nicht nur um Geld, sondern auch um die Community, die dahinter steht und deren Unterstützung uns immer wieder Mut und Kraft gibt, auch in schwierigen Zeiten das zu machen, wofür die taz gegründet wurde: einen unabhängigen, kritischen, diskursiven, täglichen Journalismus aus linker Perspektive, mit dem in den gesellschaftlichen Debatten interveniert werden kann.
Diese auch ideelle Unterstützung spüren und benötigen wir bei der Begleitung unseres digitalen Transformationsprozesses so sehr wie nie zuvor. Denn mit den 20.000 regelmäßig für die taz-Publikationen im Internet Zahlenden und den 20.000 Genoss:innen sind wir zwar einen wesentlichen Schritt weiter, haben aber immer noch einen anspruchsvollen Weg vor uns.
Um auf die kommenden Verwerfungen des Marktes angemessen vorbereitet zu sein, arbeiten wir weiter am Konzept des Szenarios 2022. Mit unseren zukünftigen Produkten der gedruckten taz am Wochenende, der täglich erscheinenden Tageszeitungs-App und den Angeboten der taz im Netz wollen wir auch künftig den notwendigen Ertrag erzielen, mit dem die Finanzierung der Redaktion wirtschaftlich gesichert werden kann, mindestens genauso, wie wir ihn bisher schon aus einer Mischung der täglichen gedruckten taz sowie den digitalen Angeboten und der taz am Wochenende erzielen.
Eine Welt in Bewegung
Zweimal zwanzigtausend im Jahr 2020 ist ein beeindruckender Erfolg. Doch wir werden noch einige 20.000er-Marken mehr brauchen, zum Beispiel 20.000 App-Abonnements (derzeit etwas über 8.000) und 20.000 Kombi-Abos aus gedruckter taz am Wochenende und App-Ausgabe (derzeit haben wir davon erst 3.200).
Aber auch wenn wir diese einzelnen Marken nicht exakt erreichen: Entscheidend ist dabei in der Summe das Erzielen ausreichender Erträge. Denn am Ende geht es uns ja darum, den taz-Journalismus in seiner Qualität zu erhalten. So werden auch alle tzi-Zahlenden, die über die 20.000 hinausgehen, zu diesem wichtigen Ziel beitragen.
Die Welt ist in Bewegung – und wir werden ständig in die Weiterentwicklung der taz investieren müssen. Dafür benötigen wir auch zukünftig eine ausreichende Kapitalausstattung durch die Genossenschaft – finanziell und ideell. Nur durch eine starke und dynamische Gemeinschaft der taz-Genoss:innen können wir uns erfolgreich für die Klimawende, gegen Rechtsradikalismus, gegen Diskriminierungen, für Demokratie und soziale Gerechtigkeit und menschenwürdige Migration deutlich vernehmbar einsetzen.
Wir danken Ihnen von Herzen für Ihre Unterstützung
Barbara Junge, Chefredaktion der taz
Andreas Marggraf, Geschäftsführung der taz