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Archiv-Artikel

2.970.000-mal Danke!

Der Countdown für die Entwicklungs KG: Wie in zwei Wochen über 900.000 Euro zusammenkamen

8. November: Die Deutsche Presse-Agentur meldet: „Schon ab 10. November Aus für reine Steuersparmodelle“

Es war Hans Eichels letzter Überraschungscoup: Innerhalb von drei Tagen, so der Beschluss des scheidenden Bundesfinanzministers, sollten die Steuervorteile aus Steuerstundungsmodellen eingeschränkt werden. Betroffen von dem geplanten neuen Gesetz war auch die taz Entwicklungs KG, die gerade bei ihren LeserInnen dafür warb, mindestens 1 Million Euro Kommanditkapital für weitere Investitionen der taz zu zeichnen. Aber noch schneller als der Bundesfinanzminister handelten zunächst die MitarbeiterInnen und dann die LeserInnen der taz.

Innerhalb von zwei Stunden wurden fast zweitausend Briefe von Hand eingetütet. Zusätzlich wurden Mails an taz-UnterstützerInnen geschickt, die in den vergangenen Jahren ihr Interesse an einer Beteiligung an der taz bekundet hatten. Dann wurde schnell ein „taz intern“ auf der Seite zwei platziert. Dem Chef vom Dienst standen die Haare zu Berge, denn die Seite war längst fertig gebaut, es war ja kurz vor Redaktionsschluss. Abends wurde bis 22 Uhr telefoniert und ab 7.30 Uhr konnte am nächsten Morgen wieder bei uns angerufen werden. Die Reaktion war enorm: Binnen zwei Tagen kamen über 500.000 Euro zusammen. InteressentInnen verschoben ihre Abfahrt in den Urlaub, meldeten sich bei der Arbeit ab, um erst mal eine Blitzüberweisung am Bankschalter zu tätigen. Und es kamen sogar der Bruder einer Kommanditistin und ein Interessent zu uns ins Büro und übergaben ihre Anteile in bar. Als Dankeschön bekamen sie einen Gratiskaffee im neuen tazcafé. Aber auch eine Überweisung von 20 Euro landete auf unserem Konto. Mit einem kleinen Text dazu: „Bin leider inzwischen pleite, schade eigentlich und viel Erfolg.“ Am Donnerstag schloss die erste Akquisephase der KG mit einem Kapital für 2005 von insgesamt 907.500 Euro.

10. November: Die Deutsche Presse-Agentur meldet: „Aus für Steuersparmodelle später – Grüne stoppen Kabinettsbeschluss“

Georg Baltissen, Nachrichtenchef vom Dienst, brachte dem KG- und Genossenschaftsteam höchstpersönlich die Tickermeldung, dass es eine Verlängerung bis zum 21. November geben wird. Also: nächster Anlauf. Noch am selben Tag wurden neue Anzeigen produziert, ab morgens 7.30 Uhr riefen uns Interessenten an und machten sich statt auf den Weg zur Arbeit wieder zur Blitzüberweisung in ihrer Bank auf. Abends wurden alle Interessenten noch einmal angerufen. Manchem war das Geld ausgegangen. Ein anderer sagte: „Ich hab schon auf Ihren Anruf gewartet, ja klar: ich steige ein.“ Oder sie sagten: „Mein Mann ist auf Geschäftsreise, er hat mich aber schon angerufen, dass ich Geld überweisen soll.“ Stündlich flatterten auf unsere Konten Riesenbeträge.

21. November: Die taz meldet: „KG-Ziel erreicht: 1.230.500 Euro auf dem Konto. Danke!“

Wir haben in den vergangenen Wochen mit vielen engagierten UnterstützerInnen der taz gesprochen, gemailt und gefaxt. Bis heute sind 1.230.500 Euro auf unseren Konten eingegangen. Insgesamt wurden bis jetzt 2.970.000 Euro für die KG gezeichnet. Und was uns besonders freut: Wer nicht den dicken Betrag für die Entwicklungs KG hinlegen konnte, der ist halt in die Genossenschaft eingestiegen, mit 500 Euro, aber mit dem gleichen Engagement für die Unabhängigkeit der taz. Danke!

24. November: Die Agentur Reuters meldet: „Kabinett beschließt Ende der Steuersparfonds zum 11. November“

Die große Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel setzt rückwirkend das um, was Hans Eichel am 8. November geplant hatte und was von den Grünen zunächst gestoppt wurde. Nur Beitritte zur KG, die vor dem 11. November liegen, haben damit Rechtsgültigkeit. Bei Rückfragen können KommanditistInnen in der taz unter (0 30)2 59 02-2 13 anrufen. KORNELIA GELLENBECK

Kornelia Gellenbeck, 50, ist Leiterin der taz-Genossenschaft und der taz-Entwicklungs KG