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26.000 Quadratmeter neues SchutzgebietZusagen für Amazonas-Regenwald

Brasilien will neue Naturschutzgebiete mit einer Fläche von 26.000 Quadratkilometern ausweisen. Deutschland bleibt der größte Finanzier des Programms Arpa.

PORTO ALEGRE taz Gute Nachrichten für den Amazonas-Regenwald: Auf seiner sechsstündigen Stippvisite in Bonn konnte Brasiliens frischgebackener Umweltminister Carlos Minc neue Zusagen über die Finanzierung von Naturschutzgebieten in Empfang nehmen. Die KfW-Entwicklungsbank stockte ihren Beitrag zum brasilianischen Treuhandfonds für Schutzgebiete um 10 Millionen Euro auf. Damit bleibt Deutschland mit fast 30 Millionen Euro der größte Finanzier des 2002 angelaufenen Schutzgebieteprogramms Arpa. Die Umweltstiftung WWF ist mit rund 20 Millionen Euro mit von der Partie.

Nächste Woche werde Brasília drei neue Areale in Amazonien mit einer Gesamtfläche von 26.000 Quadratkilometern ausweisen, versprach Minc. Das ambitionierte Schutzgebieteprogramm gehörte schon unter seiner Vorgängerin Marina Silva zu den Prunkstücken des Ministeriums. Bis 2012 sollen nun 600.000 Quadratkilometer durch neue Nationalparks und Gebiete zur nachhaltigen Nutzung geschaffen und wirkungsvoll geschützt werden - eine Fläche größer als Frankreich, aber nur 12 Prozent der brasilianischen Tropenwälder. Über Arpa werden Ausrüstungen für die Gebietsverwaltungen, die Umsetzung von Managementplänen und die Mitsprache der direkt Betroffenen dabei finanziert. Dadurch soll die Entwaldungsfront aus Viehherden, Sojaplantagen und Sägewerken, die von Süden und Osten her auf das brasilianische Amazonasgebiet vorrückt, zumindest gebremst werden.

Eine neuen Studie zufolge könnten durch den Schutz der Arpa-Gebiete bis 2050 etwa 1,1 Milliarden Tonnen Kohlendioxidemissionen verhindert werden. Die Entwaldung der Tropenwälder ist für rund 20 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. In Brasilien, dem weltweit viertgrößten CO2-Emittenten, gehen drei Viertel davon auf die Urwaldrodung zurück.Die bislang geschaffenen Naturparks wirkten sich bereits positiv aus, sagte WWF-Experte Claúdio Maretti der taz, "selbst jene, die bisher nur auf dem Papier stehen". Auch Manoel Cunha, der Vorsitzende des nationalen Rates der Kautschukzapfer, ist voll des Lobes für das "ungewöhnlich unbürokratische" Arpa-Programm. Enorm bleiben jedoch die politischen Schwierigkeiten, wegen derer Minister Minc am Freitag zu einem Treffen mit Präsident Lula und den brasilianischen Amazonas-Gouverneuren in Belém erwartet wurde. Bereits im Vorfeld signalisierte die Bundesregierung, dass sie bei dem Kreditstopp für Urwaldzerstörer zurückweichen wird, den sie vor Monate angekündigt hatte. "Sojakönig" Blairo Maggi, der Gouverneur des Bundesstaats Mato Grosso, schwadronierte, die Farmer würden durch die Strafmaßnahmen "erdrosselt" und "gelähmt".

In 93 Gemeinden mit einer Gesamtfläche von 155.000 Quadratkilometern am Randes des Amazonasgebiets werden sie nun auch weiterhin günstige Kredite von staatlichen Banken erhalten. Mit Rücksicht auf den ersten internationalen Auftritt Mincs hatte zudem das staatliche Forschungsinstitut Inpe die Bekanntgabe der Entwaldungszahlen für April auf nächste Woche verschoben. "Wir hätten nur mehr Öl ins Feuer gegossen", räumte Inpe-Direktor Gilberto Câmara ein. Lula weist zudem fast täglich "Einmischungsversuche" aus den Ländern des Nordens in seine Amazonaspolitik zurück. "Die Welt muss verstehen, dass Amazonien dem brasilianischen Volk gehört, den Gummizapfern, den Fischern und uns" , sagte er in Rio. Gummizapfer Cunha, ein Parteifreund des Staatschefs, kann über solche Sprüche nur lächeln. "Lulas Dampfwalze ist die größte Bedrohung Amazoniens", sagte er der taz, "nur wenn Umweltschützer und aufgeschlossene Regierungsvertreter aus aller Welt an einem Strang ziehen, hat der Urwald noch eine Chance."

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