■ 2000 Anschläge – Die Gastkolumne: Art & Crime
Nicht sex and crime, sondern crime and art, oder: Wie bringt man Fälschungen in den Umlauf? Das ist die Rezeptur, nach der das Congress Centrum Bremen derzeit versucht, das Bremer Publikum in seine Halle zu locken – aufgemischt mit horrenden Wertangaben der Originalwerke und einem Schuß „arm gegen reich“.
Ein wahrhaft positives kulturelles Umfeld, mit dem das CCB sich da umgibt. Gut, daß es so weit von der Kunsthalle Bremen weg ist, in der sich jeder Gemälde von Van Gogh und anderen Meistern im Original anschauen kann.
Lieb und teuer mögen den Machern dieser Ausstellung ihre Werke wohl sein. Dienen sie doch dazu, endlich einmal klarzumachen, „daß Fälscherei nichts Verwerfliches ist“ und darüberhinaus noch Arbeitsplätze schafft. Das sieht dann so aus: Ein Ex-Pilot schwingt den Pinsel á la Monet; die Urheber anderer Werke sitzen im Knast; ein Kunsthändler mit ungeschützter Berufsbezeichnung prüft die Qualität der Fälschungen. Und das alles, damit die armen Menschen nicht nur in New York, Tokio, Athen und Zürich, sondern auch in unserer Stadt endlich in den Genuß kommen, Gemälde zu sehen, die sonst bei steinreichen Millionären im Banksafe liegen.
Das Congress Centrum Bremen stellt den Rahmen für die Ausstellung und den Verkauf von Gemälden zur Verfügung, die nicht als legitimierte Kopien, sondern als Fälschungen produziert wurden. Nur so wird daraus die „teuerste Gemäldesammlung der Welt“. Was würden die Organisatoren dazu sagen, wenn dann mit echten Fälschungen der „teuersten Geldscheine der Welt“ bezahlt würde? Und wie soll man in Zukunft das Image des CCB beurteilen, das als Umschlagplatz von Fälschungen dient? Echte Fälschung oder falsches Original – oder ganz einfach: falsch.
Hanne Zech
Die Autorin ist Kustodin am Neuen Museum Weserburg
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