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1989: Chronik"Let Berlin be next!"

Im Mai 1989 ist Kommunalwahl in der DDR. Der Wahlfälschung folgt öffentlicher Protest.

1. Mai 1989, Leipzig: Bei der offiziellen Mai-Kundgebung in Leipzig findet ein Schweigemarsch statt. Er wird von der Polizei aufgelöst.

2. Mai 1989, Ostberlin: Nachdem Ungarn den Abbau der Grenzanlagen zu Österreich angekündigt hat, berät das SED-Politbüro über die Folgen der "planmäßigen Demontage des Grenzsignalzauns". Fünf junge Ostberliner werden am Brandenburger Tor festgenommen, nachdem sie dort für ihre Ausreise demonstriert hatten.

7. Mai 1989, Ostberlin: Kommunalwahlen in der DDR. Offiziell erhalten die Kandidaten der Einheitslisten 98,8 Prozent der Stimmen. Kirchenvertreter und Bürgerrechtler kontrollieren die Auszählung. Bereits im Januar hatte die Vereinigung "Christen in der DDR" versucht, eigene Kandidaten für die Wahl aufzustellen. Der Initiative wurde das verboten.

8. Mai 1989, Ostberlin, Westberlin: Bürgerrechtler und Mitarbeiter der Kirchen decken Wahlfälschungen auf. Erstmals findet ein Friedensgebet in der Nikolaikirche statt, ein Polizeikessel riegelt das Gotteshaus ab. In Westberlin und beim Bund wird die Auszahlung des Begrüßunggeldes an DDRler infrage gestellt.

9. Mai 1989, Ostberlin: SED-Ideologe Kurt Hager erklärt Reformen nach sowjetischem Vorbild in der DDR eine Absage.

11. Mai 1989, Ostberlin: Erste Eingaben bei Ämtern gegen die Wahlfäschungen. Die Behörden mauern. Die SED schweigt.

15. Mai 1989, Peking, Westberlin: Gorbatschow besucht die VR China. Bei Massenprotesten forden Menschen Freiheit und Demokratie. Auf dem Platz des Himmlischen Friedens sind tausende Studenten dafür in einen Hungerstreik getreten. Dirk Sandrock springt von Kreuzberg aus über die Mauer nach Osten, aus Protest gegen das DDR-Ausreiseverbot für seine Freundin.

16. Mai 1989, Ostberlin: Pfingsttreffen der FDJ.

19. Mai 1989, Ostberlin: DDR-Bürger fechten die Kommunalwahl an. Es erscheint eine neue Ausgabe des Oppositionsblatts Grenzfall. Die von der "Initiative für Frieden und Menschenrechte" herausgegebene Zeitung wird in einer Auflage von etwa 1.000 Stück verteilt.

21. Mai 1989, Westberlin: Unbekannte bewerfen den Wachturm der DDR-Grenztruppen an der Heinrich-Heine-Straße. "Alles in mir revoltiert …": Stephan Krawczyk singt gegen die DDR.

23. Mai 1989, Ostberlin: Auf Diskussionsforen während eines FDJ-Treffen stellen Jugendliche Fragen: "Warum ist die Vorherrschaft der SED in der Verfassung festgeschrieben?"

25. Mai 1989, Moskau: Michail Gorbatschow, KPdSU-Generalsekretär, wird vom Kongress der Volksdeputierten zum Staatspräsidenten gewählt.

26. Mai 1989, Ostberlin, Westberlin: Mit einem Motordrachen holen zwei Männer ihren Bruder aus Ostberlin und landen vor dem Reichstagsgebäude im Westen.

30. Mai 1989, Ostberlin: Mehreren DDR-Bürgern wird der Zugang zur konstituierenden Sitzung der Versammlung des Ostberliner Stadtbezirks Friedrichshain verwehrt. Sie wollten die Unterschiede zwischen dem amtlichen Ergebnis der Kommunalwahlen und der Auszählungen von nichtstaatlichen Beobachtern und kirchennahen Gruppen ansprechen. Dem Ostberliner Pfarrer Rainer Eppelmann wurde schon vorab die Teilnahme an der Versammlung untersagt.

31. Mai 1989, Mainz: US-Präsident George Bush besucht die Bundesrepublik. In einer Rede in Mainz plädiert er für ein einiges und freies Europa und fordert unter Verweis auf den Grenzabbau in Ungarn den Fall der Mauer: "Let Berlin be next!"

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