1706 Tote: Chinas Präsident besucht Erdbebengebiet

Nach dem verheerenden Erdbeben in China mit mehr als 1.700 Toten besucht Präsident Hu Jintao am Sonntag das Katastrophengebiet. Aus Angst vor Seuchen wurden am Samstag hunderte Leichen verbrannt.

An der Leichenverbrennung auf einem Hügel außerhalb der Stadt Jiegu nahmen viele Mönche teil. Bild: dpa

PEKING dpa | China Staats- und Parteichef hat am Sonntag das Erdbebengebiet im tibetischen Hochland besucht. Er wollte sich selbst ein Bild von den Zerstörungen und den Hilfseinsätzen machen. Vier Tage nach dem schweren Erdbeben der Stärke 7,1 stieg die Zahl der Toten auf 1706 an. In den eingestürzten Häusern wurden noch 256 Menschen vermisst, wie die Einsatzzentrale in der Präfektur Yushu berichtete.

Nach 100 Stunden in den Trümmern konnte ein 68-Jähriger Mann gerettet werden, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Durch das Beben wurden mehr als 12 000 Menschen verletzt, 1394 davon schwer. Hunderte Verletzte wurden ausgeflogen.

Aus Angst vor dem Ausbruch von Seuchen wurden am Samstag hunderte Leichen verbrannt. An der Zeremonie auf einem Hügel außerhalb der Stadt Jiegu nahmen viele Mönche teil. Mit der Leichenverbrennung konnten die Tibeter nicht ihrem traditionellen Brauch der Himmelsbestattung folgen. Normalerweise werden in Tibet die Toten zerkleinert und auf einem Berg den Geiern zum Fraß geboten. Die Verantwortlichen mussten sich aber für die Verbrennung der Leichen entscheiden, da zu viele Menschen ums Leben gekommen sind.

Bei seinem Besuch traf Präsident Hu Jintao mit Erdbebenopfern in dem Dorf Zhaxi Datong zusammen und sprach mit Verletzten, die in einem Stadion behandelt wurden. Er würdigte auch den Einsatz der Soldaten und Polizisten bei der Suche nach Opfern. Bei einem Treffen mit Kindern, die durch das Erdbeben ihre Eltern verloren haben, versprach Hu Jintao, dass sie bald wieder ein Zuhause finden und neue Schulen bekommen werden, wie die Staatsagentur Xinhua berichtete.

Wegen des Erdbebens hatte der Präsident eine Reise durch Lateinamerika abgebrochen und war vorzeitig nach China zurückgekehrt. Auch der Dalai Lama, das exilierte religiöse Oberhaupt der Tibeter, will ins tibetisch besiedelte Erdbebengebiet reisen und bat die kommunistische Führung in Peking, eine solche Visite zu erlauben. Seit seiner Flucht 1959 nach Indien hat der Buddhistenführer allerdings nicht nach Tibet zurückkehren dürfen.

Die Hilfe für die Obdachlosen gestaltete sich schwierig, weil das weit abgelegene Erdbebengebiet an der Grenze zur Autonomen Region Tibet nur mühsam zu erreichen ist. Aus Angst vor Plünderungen wurden die Polizeikontrollen verschärft. Bis Sonntag seien allerdings rund 25 000 Zelte, 52 000 wattierte Decken, 16 000 Mäntel und 850 Tonnen Nahrung eingetroffen, berichtete das Verwaltungsministerium.

Die große Höhe des Erdbebengebiets, rund 4000 Meter über dem Meeresspiegel, die niedrigen Temperaturen bei Nacht und Sandstürme behinderten die Helfer. Viele eingeflogene Retter leiden unter der Höhenkrankheit, weil in dem Hochland der Sauerstoff knapp wird. Mindestens 200 Hilfskräfte mussten wegen Atemproblemen oder anderer Anzeichen auf Höhenkrankheit die Bergregion verlassen. Sie seien "ernsthaft krank", berichtete ein Funktionär laut Xinhua.

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