: 1.700 Betriebe bestreikt
■ UdSSR: Industrieproduktion 1990 sank um 0,9 Prozent MIT DER KRISE AUF DU UND DU
Moskau (adn) — Nach Angaben des sowjetischen Regierungschefs Ryshkow waren in den ersten acht Monaten 1990 rund 1.700 Betriebe und Wirtschaftsorganisationen von Streiks erfaßt. Das habe zu Arbeitszeitverlusten in Höhe von mehr als zehn Millionen Tagen geführt. Durch die Streiks konnten Produkte im Gesamtwert von etwa einer Milliarde Rubel nicht produziert werden.
Noch bedeutender seien die Verluste, die die Kooperationspartner der streikenden Betriebe durch fehlende Rohstoff- und Materiallieferungen erlitten haben. Täglich hätten 200.000 Beschäftigte wegen Arbeitsbummelei und Produktionsstillstand in Industrie und Bauwirtschaft nicht gearbeitet. Der Gesamtschaden betrage drei Milliarden Rubel. Insgesamt sei in den ersten neun Monaten dieses Jahres die Industrieproduktion um 0,9 Prozent zurückgegangen.
Vielfach habe die überstürzte Annahme von Republikgesetzen zu großer Verwirrung in den Betrieben geführt. In den ersten neun Monaten dieses Jahres habe sich die unbefriedigte Nachfrage nach Lebensmitteln weiter erhöht und betrage jetzt fast 50 Milliarden Rubel. Ryshkow verwies darauf, daß alle Lebensmittelbetriebe steuerbefreit worden seien, um den Lohnfonds zu vergrößern. Ferner seien die Schulden von Kolchosen und Sowchosen gestrichen und die staatlichen Aufkaufpreise für Getreide, Schlachtvieh und Tabak erhöht worden. Die Regierung gehe davon aus, daß ein „Massenbankrott“ von Kolchosen und Sowchosen nicht zu gelassen werden dürfe.
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