Kolonialismus in China: 160 Jahre Demütigung
Für Tee und Gewürze, welche die Engländer im 19. Jahrhundert aus China exportierten, bezahlten sie mit indischem Opium. Als der Kaiser in Peking den Handel mit der Droge verbat, weil sie sein Volk in die Sucht stürzte, begann im Jahr 1839 der erste Opiumkrieg, der den Beginn des Kolonialismus in China markiert und mit einer fürchterlichen Niederlage für den Kaiser endete. Danach wurde es Mode, dass ausländische Mächte unter Androhung militärischer Gewalt der chinesischen Regierung Territorialkonzessionen abzwangen.
So gründeten die Engländer Hongkong und mit den Franzosen Shanghai, die Deutschen Qingdao und die Russen Dalian – vier der bis heute wichtigsten Küstenstädte Chinas. Das größte Verbrechen der westlichen Kolonialmächte war die rachedurstige Niederschlagung des Boxer-Aufstands im Jahr 1900.
Doch der Zorn der Chinesen richtete sich seit den zwanziger Jahren zunehmend auf die Japaner, die bis zur ihrer Kapitulation im August 1945 als noch brutalere Kolonialherren auftraten. Die Schandtaten der westlichen Kolonialmächte wurden außerdem durch die jüngeren Gräuel der Kulturrevolution verdrängt. So lebt die neue Kolonialismus-Debatte in China auch davon, dass sich über diesen weiter zurückliegenden Teil der eigenen Schreckensgeschichte noch am ehesten streiten lässt – und zwar leichter mit dem Westen als mit Japan.
Macao, das Portugal schon 1557 gegen Tribut erhielt, war übrigens zunächst keine Kolonie, sondern eine Handelsniederlassung, die Lissabon als Dank für die Hilfe gegen Piraten gewährt wurde. Erst viel später verweigerten die Portugiesen den Tribut und führten sich auch als Kolonialmacht auf, was China aber offiziell nie anerkannte. Vor zwanzig Jahren einigten sich Peking und Lissabon auf die gesichtswahrende Formulierung, nach der Macao „chinesisches Territorium unter portugiesischer Verwaltung“ ist. Diese endet in der Nacht von Sonntag auf Montag.
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