: 16 Etagen am Moabiter Werder
■ Neue Hochhäuser in Tiergarten, aber Planer versichern, aus alten Fehlern gelernt zu haben
Tiergarten. Im Filmhaus Esplanade am Potsdamer Platz ist zur Zeit das Ergebnis zweier Architektenwettbewerbe für einen Teil des Moabiter Werders ausgestellt. Auf dem gesamten Gelände im Bezirk Tiergarten zwischen Alt-Moabit und Paulstraße sollen bald 1.200 Wohnungen mit Nahversorgungseinrichtungen, Kindertagesstätten und einer Grundschule entstehen. Das Land Berlin, vertreten durch die »Moabiter Werder GmbH«, hat jetzt die Pläne für vier sechzehngeschossige Hochhäuser mit vierstöckigen Häuserzeilen davor angenommen. — Sind Hochhäuser für Wohnungen heute noch akzeptabel?
Bernd Faskel, Geschäftsführer der Moabiter Werder GmbH, kann das nur bejahen, denn: »Die Verdichtung in der Innenstadt ist eine ökologische Maßnahme.« Er wolle keine Hochhausrenaissance einleiten, aber bei den aktuellen Wohnungsproblemen dieser Stadt komme man an Hochhäusern nicht vorbei. Es dürften allerdings keine Wohnwüsten wie etwa im Märkischen Viertel entstehen.
Schon vor dem ersten Wettbewerb veranstaltete die GmbH ein dreitägiges Seminar mit Stadtsoziologen und Architekten. Dort wurden die bekannten Folgeprobleme des Hochhausbaus besprochen, nämlich Kinderfeindlichkeit und Anonymität. Außerdem wurden Hochhausbewohner über ihre Erfahrungen befragt. Ergebnis: Nicht das Wohnen selbst ist das Problem (niemand hatte Höhenphobie), sondern die »mangelnde Stadtsituation«. Aus diesem Umfrageergebnis zogen Träger und Architekten Konsequenzen. In den Häusern werden neben Wohnungen auch Gewerbe, Büros und Dienstleistungsunternehmen untergebracht.
Wintergärten und viel Glas sind die Merkmale der geplanten Häuser. Die Wintergärten haben nicht nur optische Funktion, sondern helfen als thermische Pufferzonen auch, Energie zu sparen. Die Neubauten sollen bis Herbst 1994 bezugsfertig sein.
Die Ergebnisse der Wettbewerbe sind noch bis zum 23. Dezember Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr im Filmhaus Esplanade öffentlich ausgestellt. taz
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