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13jähriger stirbt beim MotorsportRasende Kinder

Ein 13-Jähriger ist in den USA bei einem Motorradrennen ums Leben gekommen. Dass Kinder mit 200 Sachen über den Asphalt rasen, ist sportlicher Alltag.

Sanitäter versuchen noch, den Jungen zu retten: Peter Lenz nach seinem Unfall. Bild: ap

Mir fehlt halt noch die Kraft." In Indianapolis, wo die wohl berühmteste Motorsportschüssel der USA steht, war der beste Motorradfahrer der Gegenwart, der neunmalige Weltmeister Valentino Rossi, nach einer Verletzungspause wieder in den Rennzirkus eingestiegen. Zufrieden war er nicht. Viele Zuschauer rieben sich verwundert die Augen. In Training und Qualifikation war der Italiener vier Mal gestürzt. Am Ende wurde er Vierter, sprach darüber, dass er vor lauter Schmerzen immer noch nicht joggen kann, nachdem er vor zwei Wochen in Brünn schwer gestürzt war, und darüber, dass die Strecke in Indianapolis bei Hitze und Trockenheit einfach schwer zu beherrschen ist.

Für einen 13-Jährigen war der Nudeltopf von Indianapolis definitiv zu schwer. Peter Lenz, ein Nachwuchsfahrer aus Vancouver, Washington, war beim Training zu einem Jugendrennen gestürzt und von einem nachfolgenden Motorrad, gelenkt von einem 12-Jährigen, überrollt worden. Tags darauf erlag er im Krankenhaus seinen Verletzungen. Nun wird eine Debatte geführt, die sich um die Frage dreht, ob es für 13-Jährige nicht zu früh ist, mit 200 km/h über Rennstrecken zu rasen.

Besonders laut wird sie nicht geführt - in der Motorsportszene selbst schon gar nicht. Denn alle Spitzenpiloten haben ihre Karriere im Kindesalter begonnen. Kinder im Rennsattel können sie nicht befremdlich finden. Valentino Rossi war elf, als er die ersten Motorradrennen bestritten hat. Mit 17 hat er sein erstes Grand-Prix-Rennen bei den Erwachsenen gewonnen, mit 18 seinen ersten Weltmeistertitel.

Auf eine derartige Karriere wurde auch Peter Lenz vorbereitet. Er galt als kommender Champion, war eine Art Kinderstar. Und Profi war er auch schon. 24 Sponsoren haben eine Präsenz auf der Homepage des Kinderbikers erworben. Peters Spitzname, unter dem er antrat: "Kid". Kein Wunder: der Rennzwerg war ein wahres Babyface und war bei einem Körpergewicht von 37 Kilogramm gerade einmal 1,25 Meter groß.

Via Facebook hat Peters Vater die Nachricht vom Tod des Sohnes verbreitet. "Er ist gestorben, als er das getan hat, was er liebte", heißt es in dem Posting vom Sonntag. Nicky Hayden, der 2006 Weltmeister war, sah den "schrecklichen Unfall" ähnlich. "Es geht nicht darum, ob das Bike zu groß für ihn war. Das ist unser Sport. Wir haben ihn uns ausgesucht."

Doch viele fragen sich, ob es nicht eher die Eltern, im Motorsport vor allem die Väter, sind, die den Sport für ihre Kinder wählen. Es ist dies eine Frage, die sich in diesem Jahr schon des Öfteren aufgedrängt hat. Noch keine zwei Wochen ist es her, da hat sich Laura Dekker, ein 14-jähriges Mädchen aus den Niederlanden, allein in einem Segelboot zu einer Weltumsegelung aufgemacht. Das Jugendamt sah darin eine Verletzung der Fürsorgepflicht und hat den Eltern zwischenzeitlich sogar das Sorgerecht entzogen. Ein Gericht hat diese Entscheidung rückgängig gemacht. Nun ist Laura unterwegs.

Dass so etwas nicht gutgehen muss, zeigt der Fall der 16-jährigen Abby Sunderland. Auch sie war alleine auf den Meeren unterwegs und wollte die Welt umsegeln. Ein schwerer Sturm brachte den Mast ihrer Yacht zum Bersten. Eineinhalb Tage danach wurde sie von Fischern im Indischen Ozean von den Resten ihres Bootes gerettet.

Körperlich wohlbehalten zurückgekehrt von einem Extremsportabenteuer ist Jordan Romero, ein 13-jähriger Junge aus der Nähe von Los Angeles. Er ist der jüngste Mensch, der je den Mount Everest erklommen hat. Zusammen mit seinem Vater sah er dabei im Mai, wie ein Kletterer, der in ihrer Nähe unterwegs war, eine Felsspalte hinunterstürzte und starb.

Mit Fingerzeigen auf andere Sportarten versucht nun die Motorsportszene davon abzulenken, dass das Risiko in einer Hochgeschwindigkeitssportart besonders groß ist. Football und Kunstturnen seien ja auch nicht gerade ungefährlich, heißt es immer wieder. Die U.S. Grand Prix Racers Union, die die tödliche Rennserie für Jugendliche von zwölf bis 18 Jahren veranstaltet, will nun darüber nachdenken, wie die Rennen sicherer gemacht werden. Eine Feststellung hat sie schon gemacht. Die Strecke von Indianapolis ist eigentlich sicherer als so manch anderer Kurs, auf den die Jungs geschickt werden. Peter Lenz hilft diese Erkenntnis nichts mehr.

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4 Kommentare

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  • BS
    Bettina Schneider

    In einer Reiz-hungrigen Welt ist es kein Wunder, dass die Protagonisten immer jünger werden. Bei all den beschriebenen Kinderschicksalen frage ich mich: Was kommt danach? Gibt es denn noch einen Kick obendrauf? Wie wäre es denn einfach mal mit: Stille?

  • D
    DerPestbeamte

    Ich kann mit Formal 1 und Motor GP und wie sie alle heissen eh nix anfangen.

     

    Auf der einen Seite soll der normale Bürger mehr mit der Bahn fahren um die Umwelt nich so stark zu belasten und einfach mal das Auto stehen lassen und auf der anderen Seite rasen irgendwelche Vollpfosten stundenlang mit 200 Sachen im Kreis herrum um irgendwelche Fans zu unterhalten.

     

    Wo ist dann da bittesehr noch die Logik?

     

    Okey mit einer Formel 1 lässt sich mehr Geld verdienen als damit das ich mit dem Auto zum Briefkasten fahre.

     

    Aber wenn das alles ist was Zählt....

  • OH
    Oliver Hahn

    Peter Lenz ist also tot. Das ist dramatisch, für ihn und für die, die ihn liebten. Als Vater von drei Kindern empfinde ich ehrliches Mitgefühl.

    Die Sterbestatistik für die USA weist für weiße Jungs zwischen 10 und 14 Jahren eine Anzahl von rund 1500 Sterbefällen pro Jahr aus (National Center for Health Statistics, Maryland, USA, 'Deaths: Final Data for 2007'). Jeden Tag sterben in den USA also rund vier Jungs in dieser Altergruppe - an allen möglichen Ursachen. Wenn wir also über die Konsequenzen aus diesem oder auch aus anderen Fällen nachdenken, sollten wir zwei Tatsachen über das Leben an sich nicht vergessen. Erstens: Unsere Liebsten werden sterben und uns entrissen werden, früher oder später. Zweitens: Wir selbst werden sterben, und wir wissen nicht wann. Wir haben keine Chance diesen Tatsachen zu entgehen, aber wir haben eine gewisse Chance mit ihnen zurechtzukommen, wenn wir sie akzeptieren.

    Im Fall Peter Lenz darf man sicher fragen ob Motorradrennen wirklich 'sein' Sport waren, oder ob er zu Dingen getrieben wurde, die er selbst nicht wollte. Ob er reif genug war oder welchen Druck die Sponsoren ausgeübt haben. Aber wenn sich auf diesen oder auf vergleichbare Fälle hin die stereotype, medienkatalysierte Öffentlichkeitsreaktion Bahn bricht, fordert die entsetzte Masse jedesmal mehr oder weniger weit gehende gesetzliche Einschränkungen von was auch immer, und in unregelmäßigen Abständen wird sie der demokratisch legitimierte Gesetzgeber auch umsetzen. Wir fürchten uns sehr vor dem Tod und glauben zu oft, dass wir uns mit restriktiven Regeln für unser Leben davor schützen können. Aber der Preis ist stets auch der Verlust von Freiheit, einem der wertvollsten Güter im Leben. Dazu gehört auch die Freiheit das Leben so zu leben wie man will, auch wenn andere das nicht verstehen können, bzw. die Freiheit andere ihr Leben so leben zu lassen wie sie möchten, auch wenn man es selbst nicht verstehen kann.

    Der Tod dieses Jungen ist ohne Zweifel ein entsetzliches Drama. Und erst recht der Tod von weiteren 1500 amerikanischen Jungs in diesem Jahr. Aber machen wir uns nichts vor: Was wir auch tun werden, niemals wird die Sterbestatistik irgendeines Landes in dieser oder in anderen Spalten die Zahl 0 aufweisen.

  • K
    Kai

    Rossi ist übrigens schon die 3 Rennen vor Indy wieder gefahren. Tragisch ist der Zwischenfall auf jeden Fall. Aber ob das mit 13 Jahren passiert, oder mit 50, meiner Meinung nach ist das egal. Die Leute die dort fahren wissen um die Gefahren Bescheid.