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■ Delphin-Therapie bei autistischen Kindern erfolgreich130.000 Hertz in der Sekunde

Mexiko-Stadt (AFP) – Eine neue Therapie für Kinder, die an Autismus oder Down-Syndrom leiden, wird in Mexiko erprobt: das Spiel mit Delphinen. Obwohl noch in der experimentellen Phase, geben die bisher erzielten Ergebnisse nach den Worten von Fritz Zimmerman, dem Leiter des Projekts der Stiftung Oceanis im Delphinarium von Bosque de Aragon im Norden von Mexiko-Stadt, Anlaß zu Optimismus. Consuelo Navaez gehört zu den begeisterten Eltern, die dem deutschstämmigen Wissenschaftler recht geben: Ihr an Hirnatrophie leidender fünfjähriger Sohn Eduardo habe sich bislang immer von anderen Menschen „abgeschottet“. Seitdem er an dem Therapieprogramm teilnehme, sei dies anders geworden.

Laut Zimmerman gewinnen die kleinen Patienten im Spiel mit den Delphinen Selbstvertrauen. Sie werden allmählich gelassener und können sich besser konzentrieren. Die Folge ist, daß sie Dinge tun können, zu denen sie vorher nicht fähig waren, etwa Worte aussprechen oder Gegenstände austauschen. Hinzu kommt, daß Delphine mit ihrem Ultraschallsystem – die Schallwellen betragen bis zu 130.000 Hertz in der Sekunde – das zentrale Nervensystem und die Gehirnströme stimulieren können. Das Therapieprogramm umfaßt zehn Sitzungen von jeweils 13 Minuten. Ein Therapeut bringt den Kindern zunächst bei, ihr Gleichgewicht im Wasser zu halten und mit den Delphinen zu spielen. Später machen die Kleinen Muskelübungen, und schließlich folgt der „Ritt“ auf dem Delphin, wobei die Kinder sich an der Rückenflosse festhalten. Zimmerman spricht von Arbeitsgruppen, an denen außer dem Delphin und dem Therapeuten die Eltern, Neurologen und Kinderärzte teilnehmen.

Die Therapie ist besonders bei Kindern vielversprechend, bei denen sich das Gehirn noch im Wachstum befindet, weil bei ihnen die Funktionen der beschädigten Gehirnhälfte von der gesunden Gehirnhälfte übernommen werden können. Bei Zimmerman, der die Therapie 1991 mit zwölf Kindern begann, stehen mittlerweile mehr als tausend Anwärter auf der Warteliste. Im Augenblick können jährlich nur 140 an den Programmen teilnehmen, weil es nur zwei Delphin-Therapeuten gibt. Zimmerman ist überzeugt, daß das Programm eines Tages zu einer „konventionellen Therapie“ gehören wird. Einstweilen stehen dem noch die hohen Kosten entgegen. Die gesamte Therapie kostet 2.500 Neue Pesos (rund 1.350 Mark). Consuelo Navaez bezahlt für jede weitere Therapiesitzung, die ihr Sohn in einer anderen Spezialklinik erhält, weitere 60 Neue Pesos (32 Mark). Viele Menschen in Mexiko können sich diese Preise nicht leisten. Gerado Tena

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