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1.300 neue BriefträgerPost will wieder pünktlich werden

Nach Protesten wegen verspäteter Briefe stellt die Post 1.300 Briefträger zusätzlich und unbefristet ein. Verdi begrüßt das, obwohl sie eigentlich 10.000 neue Stellen gefordert hatte.

Bei der Post freut sich Verdi auch über kleine Schritte in die richtige Richtung... Bild: ap

BERLIN taz Jetzt geht es also doch: Seit Monaten beklagen sich Kunden über verspätet zugestellte Briefe und Briefträger über Überlastung. Nun endlich reagiert die Deutsche Post AG und stellt zusätzliches Personal ein, und zwar unbefristet. Eineinhalb Wochen vor Weihnachten verkündet das Unternehmen, 1.300 ehemaligen Auszubildenden ein Angebot über eine unbefristete Vollzeitstelle zu unterbreiten, um den Bereich Briefzustellung zu stärken. Zudem will das Unternehmen die befristete Beschäftigung der 1.000 jüngst engagierten Briefzusteller bis Ende Mai 2009 verlängern.

Das sind die Kernpunkte einer Einigung zwischen Post, dem Gesamtbetriebsrat des Unternehmens und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Bundesweit hat die Post, die 1995 vollständig privatisiert wurde, derzeit etwa 80.000 Briefzusteller; Ver.di hatte ursprünglich 10.000 zusätzliche Zusteller gefordert.

Die Gewerkschaft begrüßte dennoch die Einigung. "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung", so Ver.di-Sprecherin Cornelia Haß. Damit könnten die akuten Probleme gelindert werden. Die Gewerkschaft werde aber weiterhin sehr genau prüfen, wo Handlungsbedarf bestehe. Die Ursache der Probleme liegt nach Auffasung der Gewerkschaft in der Unternehmenspolitik der Post. Sie spare auch zu Lasten der Qualität Kosten. Nun erklärte Postpersonalvorstand Walter Scheurle: "Wir senden ein deutliches Signal in Richtung unserer Mitarbeiter und Kunden und wollen mit diesen Maßnahmen eine spürbare Verbesserung in der Zustellung erreichen."

Das ist auch bitter nötig, hatten sich doch zuletzt die Beschwerden von Kunden über verspätete Zustellungen gehäuft, vor allem in Köln, Berlin und Hamburg. In der Hansestadt hatte sich sogar der Senat über die Mängel bei der Zustellung beschwert. Auch die Bundesnetzagentur musste sich in den Streit einschalten; sie fordert von dem Unternehmen detaillierte Informationen darüber, wie es die Mängel bei der Zustellung beheben will.

Derzeit erledigt die Post den Universalbriefdienst - jeder Bürger soll jeden Werktag einmal Besuch vom Briefträger kriegen - auf freiwilliger Basis. Sollte dies nicht mehr klappen, könnte die Bundesnetzagentur, die über den freien Wettbewerb auf netzgebundenen Märkten wie Telefon, Strom und Gas wacht, das Problem in einem ersten Schritt in ihrem Amtsblatt veröffentlichen.

In der Konsequenz könnte die Agentur den Universaldienst ausschreiben. Und das Unternehmen, das dann den Zuschlag bekäme, wäre dann rechtlich gebunden, die in der Ausschreibung genannten Bedingungen zu erfüllen. Zwar würde in diesem theoretischen Fall aller Voraussicht nach erneut die Post den Zuschlag kriegen - ein solches Verfahren zu vermeiden und auf freiwilliger Basis weiterzumachen dürfte aber einfacher sein.

"Es gibt kein generelles Zustellproblem", verteidigt Postsprecher Uwe Bensien sein Unternehmen. Vereinzelt sei es in bestimmten Regionen zu Unregelmäßigkeiten gekommen, räumte er ein und begründet dies unter anderem mit zeitweise erhöhten Krankenständen. Bundesweit würden jedoch mindestens 95 Prozent aller Briefe innerhalb eines Tages zugestellt, diese Zahl habe sich nicht verändert. Die Quote werde von unabhängigen, TÜV-zertifizierten Messungen ermittelt, dazu würden jährlich rund 700.000 Testsendungen verschickt.

Die Quote werde auch zu Weihnachten erreicht. Bensien: "Wer am 23. Dezember seinen Brief einwirft, hat große Chancen, dass er am 24. Dezember angekommen ist." Wer ganz sicher gehen wolle, sollte seine Weihnachtsgrüße jedoch schon am 22. Dezember auf die Reise schicken.

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