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11.000 ausländische Betriebe in Berlin

■ Spezielles Beratungszentrum soll diesen Unternehmen jetzt helfen/ 30.000 Beschäftigte stehen dahinter

Berlin. Rund 11.000 Betriebe von zugewanderten Selbständigen mit etwa 30.000 Beschäftigten existieren derzeit in Berlin. Diese Kleingewerbe sind vornehmlich in den Branchen Handel, Dienstleistungen und Gaststättenwesen angesiedelt. Jährlich werden 2.000 bis 2.500 neue Betriebe angemeldet. Allerdings stehen diesem Andrang annähernd 1.500 bis 2.000 Abmeldungen von ausländischen Firmen pro Jahr gegenüber.

Wie die Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John am gestrigen Donnerstag vor der Presse einschätzte, zwingen vor allem der Mangel an kaufmännischer und fachlicher Qualifikation sowie fehlende Kenntnisse rechtlicher Rahmenbedingungen viele Selbständige zum Aufgeben ihrer Gewerbe. Um bei der Bewältigung dieser Probleme zu helfen, etablierte sich im November vergangenen Jahres ein von der Senatsverwaltung für Ausländerfragen gefördertes Beratungs- und Ausbildungszentrum für aus dem Ausland zugewanderte Gewerbetreibende.

Das Zentrum unterstützt ausländische Existenzgründer und bereits Selbständige. So vermittelt es Fachberater, hilft bei der Suche nach Kreditmöglichkeiten und berät Gewerbetreibende und Anwärter vor Ort.

Außerdem werden Ratsuchende bei Behördengängen begleitet, wenn zum Beispiel Sprachschwierigkeiten zu überwinden sind. Dabei können die derzeit zwei Mitarbeiter des Zentrums auf die Erfahrungen bereits etablierter ausländischer Gewerbetreibender zurückgreifen. Für Schulungen hat das Zentrum Fachleute aus öffentlichen Einrichtungen und Privatunternehmen gewonnen, kooperiert es mit Handwerkskammern, Senatsverwaltungen und Volkshochschulen.

Nach jüngsten Erhebungen tragen sich etwa 60 Prozent der in Berlin lebenden ausländischen Jugendlichen mit dem Gedanken, einen eigenen Gewerbebetrieb aufzubauen — bei deutschen Jugendlichen beläuft sich diese Zahl lediglich auf etwa fünf Prozent. Auch deshalb will sich die Einrichtung dafür engagieren, in Betrieben ausländischer Gewerbetreibender Ausbildungsplätze zu schaffen. Hier gebe es aber noch große Schwierigkeiten, sagte Ahmet Ersöz, Leiter des Beratungszentrums.

Eine Ursache dafür ist die Tatsache, daß nur Meister eine entsprechende Ausbildung vornehmen können, aber derartige im Ausland erworbene Qualifikationen in der Bundesrepublik Deutschland nicht anerkannt werden. Das Zentrum bereitet aus diesem Grunde gegenwärtig ein Qualifizierungsprogramm vor, das die erforderlichen Voraussetzungen zur Einstellung von Auszubildenden vermitteln soll.

Das Beratungs- und Ausbildungszentrum ist in der Potsdamer Straße 91, in 1000 Berlin 30, zu erreichen. Beratungen müssen telefonisch unter der Rufnummer 2619142 vereinbart werden. Ratsuchende können sich unter anderem auch an die Regionale Arbeitsstelle für Ausländerfragen in O-Berlin 1020, Breite Straße 35/36 wenden. Sprechzeit ist dienstags von 10 bis 11.30 Uhr. adn

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