: 100 Jahre Zuckerbäcker-Innung
Gestern beendete die Bremer Konditoren-Innung feierlich das erste Jahrhundert ihres Wirkens. Zwei Zelte waren auf dem Marktplatz aufgebaut; hinein und heraus liefen unablässig Funktionsträger und gaben Anweisungen. Drinnen aber rührten, kneteten und schäumten sachkundige Kräfte stundenlang herum, und am Ende ragte eine Torte ehrliche eins-achtzig mal einssechzig empor, und zwar nicht in Gestalt des Roland, wie Kenner der Konditoren-Innung schon geweissagt hatten, sondern nur obenauf mit der Speckflagge samt Bremer Schlüssel verziert.
Weil die Menschen aber inzwischen der Zuckerbäckerei als der Mutter aller fiesen Fastenkuren ein gewisses Mißtrauen entgegenbringen, wirbt die Innung nun mit „kalorienreduzierten“ Schlemmereien, und die Torte mußte unbedingt eine Fruchttorte sein.
Immerhin 70 Kilo Obstbelag waren so zu dirigieren, daß sich ohne Beeinträchtigung der Tortenstatik aus Weintrauben (grün), Kaiserkirschen (rot), Litschis (weiß), Pfirsichen (gelb), Feigen (braun) und Stachelbeeren (dunkelgrün) das patriotische Gemälde ergab. Kurzum, es ist gelungen, und um 15 Uhr durfte Dr. Dieter Klink, der das kann wie kein zweiter, die Torte anschneiden und ratzeputz verkaufen. Der Erlös ging an den Martinshof.
taz / Foto: Wolff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen