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10 Jahre ArbeitsmarktreformDas Jobcenter als zweites Zuhause

Sechs Jahre ist Marion R. – gut ausgebildet und alleinerziehend – arbeitslos. Von der Arbeitsagentur verwaltet, aber nicht vermittelt. Einen Job findet sie schließlich selbst.

Nicht vermittelbar: Alleinerziehende landen schnell in der Hartz-IV-Falle. Bild: dapd

BERLIN taz | Jeden Morgen um sechs fährt Marion R. von Berlin, wo sie wohnt, ins nächste Bundesland, in eine Kleinstadt in Brandenburg. Dort unterrichtet sie an einer Schule Französisch. Drei Stunden sitzt sie jeden Tag in Zügen und S-Bahnen. Abends, wenn sie nach Hause kommt, warten der Haushalt und die Stundenvorbereitungen für den nächsten Tag. „Aber ich beklage mich nicht“, sagt sie: „Ich bin froh, dass ich diesen Job habe.“

Denn das Leben von Marion R. sah schon mal anders aus.

Sie ist 46 Jahre alt und alleinerziehend, ihre Tochter ist 13. Als Lehrerin für Deutsch und Französisch ist Marion R. gut ausgebildet. Trotzdem hat sie sechs Jahre lang, von 2004 bis 2010, vergeblich nach einer Stelle in Berlin gesucht. In dieser Zeit bezog sie Hartz IV, das Jobcenter war fast ihr zweites Zuhause.

„Ich hatte geglaubt, da wird mir geholfen“, sagt sie: „Irgendwann fühlte ich mich nur noch gedemütigt und verschaukelt.“ Marion R. ist nicht der richtige Name der Französin, sie will nicht, dass man in ihrer Schule von ihrem früheren Leben weiß.

„Suchen Sie weiter“

Marion R. wurde regelmäßig aufs Arbeitsamt bestellt, die Treffen liefen ähnlich ab. „Hat sich an Ihrer Situation etwas geändert“, wurde sie gefragt. „Nein“, antwortete sie. „Dann suchen Sie weiter.“ Sie schrieb Bewerbungen, telefonierte, ging putzen, gab in einer Volkshochschule Französisch-Kurse. Das Jobcenter wollte Listen sehen, auf denen stand, wo sie sich überall vorgestellt hatte. „Die wurden nicht kontrolliert, ich hätte sie fälschen können“, sagt Marion R. Sie ist eine stilvolle, sprachlich gewandte Frau. Und sie hatte das Gefühl, dass niemand auf dem Amt so recht wusste, wohin man sie vermitteln könnte.

Von den zahlreichen Arbeitsmarktprogrammen in Berlin, die Alleinerziehenden zu einem Job verhelfen sollen und die Namen tragen wie „Mütter an den Start“ und „Junge Mütter auf dem Weg“, hat sie nie etwas gehört. Die MitarbeiterInnen im Jobcenter haben ihr nichts davon erzählt, nirgendwo hat sie davon gelesen.

Zweimal wurde ihr eine Umschulung angeboten – zur Friseurin und zur Fremdsprachensekretärin, in jener Schule, in der sie selbst Sprachkurse gab. Sie lehnte beide Angebote ab. Und machte selbst ein Fortbildungsangebot: Logopädin. „Viele französische Kinder brauchen Sprechunterricht“, sagt sie.

Keine Finanzierung

Auch das Jobcenter befand: Das könnte klappen, sie solle eine Marktanalyse machen. Marion R. recherchierte, schrieb einen Businessplan, legte Stellenanzeigen bei. Und dann das: Die Ausbildung werde nicht finanziert, so das Amt, weil diese drei Jahre dauert.

Marion R. rutschte in eine Depression und machte eine Therapie. „Nie hätte ich gedacht, dass ich mal so weit unten lande“, sagt sie. Sie wollte zurück nach Frankreich. Aber das geht nicht, sie teilt sich mit dem Vater ihres Kindes, einem Deutschen, das Sorgerecht. Ein Umzug könnte als Kindesentführung gelten.

Also bewarb sich Marion R weiter, außerhalb Berlins. Dort braucht man sie, dort hat sie seit einem Jahr eine feste Stelle. „Ich bin wieder glücklich“, sagt sie: „Aber das habe ich von ganz allein geschafft.“

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26 Kommentare

 / 
  • C
    Comment

    "Sie wollte zurück nach Frankreich. Aber das geht nicht, sie teilt sich mit dem Vater ihres Kindes, einem Deutschen, das Sorgerecht. Ein Umzug könnte als Kindesentführung gelten."

     

    Definitiv: Hier stimmt etwas an der Darstellung nicht!

    Das gSR hat hiermit nichts zu tun. Das ist ein relativ wertloses Stückchen Papier, an dem ein begründeter Fortzug nicht scheitert. Es scheint mir eher, dass der Vater auch mindestens das eine Kind bisher mitbetreut, ggf. ein Wechselmodell praktiziert wird.

    Dann allerdings wäre der ohnehin künstlich überhöhte (Opfer-)Status der sog. Alleinerziehenden infrage zu stellen.

    Dann wiederum bliebe die Frage nach dem Vater des noch verbleibenden Kindes und warum dieser wohl keinerlei Erwähnung findet?!

    Hier wurden wohl mal wieder ein paar Details für unwichtig erklärt, weil´s auf diese und zu diesem Thema nicht ankommt, gell?

  • T
    theo

    Bildung muss frei sein und Bildung ist Arbeit

    und gehört deshalb auch bezahlt.

    Geld für Nichtstun darf es nicht geben.

    Jeder Mensch hat ein Recht auf höhste Bildungsqualifikation ohne Voraussetzungen

    hierfür dogmatisch festzulegen.

    Bildung muss besser, verständlicher und

    billiger werden.

     

    Die Frau hatte ein Recht auf Ihre Ausbildungen!

    Jeder Arbeitslose soll sich im Präsenz- oder

    Fernstudium in allen Bereichen unterhalb

    des Hochschulniveaus ausbilden lassen dürfen.

    Jederzeit.

    Die Arbeitslosengeldkultur muss aufhören.

    Die Hinerziehung zum Mißerfolg muss aufhören!!!

    Jeder Mensch, der etwas auf die Beine stellen

    will und ein gutes Konzept hat und dabei

    nur Mikrokredite beansprucht hat eine Unterstützung

    verdient.

     

    Die Französischlehrerin hat es aber nicht

    ganz allein geschafft, denn sie war auf eine

    liebevolle Hand in irgendeiner Schulbehörde

    angewiesen. Es hätte für sie auch schlimm

    ausgehen können. Es war ein Glückspiel, mehr nicht.

    Pauschalisierungen über Mitarbeiter gleich

    welcher Institution finde ich blöd.

  • T
    Towanda

    Die Wahrheit ist, dass es es einfach nicht genug gute Stellen gibt. Ich bin ebenfalls studiert, aber nicht mehr die Jüngste, außerdem kriege ich als Rückmeldung auf meine Bewerbungen oft zu hören, es wären über 100 oder sogar 200 Bewerbungen eingegangen mit hochqualifizierten Profilen. Die Arbeitgeber haben sehr dezidierte Vorstellungen, und bei über 100 Bewerbern ist auch einer dabei, der sie erfüllt. Kaum eine Chance, wenn man über vierzig ist und eine neue Stelle sucht (weitergebildet, qualifiziert, Berufserfahrung etc.). Zumindest meine Erfahrung.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Jobcenter gehören abgeschafft

    Wer profitiert von den Jobcentern? Diese Frage ist leicht zu beantworten,alle die dort angesetllt sind.Die Klientel wird verwaltet,Vermittlungen weren kaum oder gar nicht vorgenommen.Die Klientel wird auf Halde gelegt.Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jobcenter scheint es egal.wie die Menschen mit Hartz IV leben.Die Klientel wird mit Auflagen b elegt,die sie erfüllen müssen,was Bewerbungen anbetrifft.

    Selbt sind die Mitarbeiterinnen eher plegmatisch,apathisch,desorientiert.

    Absitzen,aussitzen,rumsitzen,keine Arbeitgeberbesuche,keine Besuche der Klientel die sich i Maßnahmen überwiegend MAE befinden.die zeichnet den Arbeitsalltag einer mitarbeiterin eines Mitarbeioters eines Jobcenters aus.

     

    Die UN-Behindertenrechtskonvention wurde bis jetzt nicht umgesetzt.so zumindest was das Jobcenter Friedrichshain-Kreuzberg betrifft.

    Eine Mitarbeiterin mit Namen Dreistadt diskrimiert eine dort angegliederte Person.Sie maßt sich an,der Person nicht die Kosten für die einladung zum dortigen Jobcenter zum zahlen,Vermittlungen,Qualifikationen werden der dort angegliederten Klientel willkürlich und autokratisch vor enthalten.Diktatorisches Gedfankengut bei der Mitarbeiterin und des stellvertretenden Geschäftsführers Henke ist erkennbar,im Bezug auf die

    gemanchte Aussage:"Für Sie kommen nur 1 Euro Job in Frage."Ein gewisses antidententiöses Gedankengut ist erkennbar,im Bezug auf eine Person(Gehandicapt)Als ASuslaufmodell der Natio kann man den stellvertretenden Geschäftsführer Henke des Jobcenters Friedrichshain-Kreuzberg bezteichen.Ein High-Light ist er nichtEr macht es sichn in der 8 Etage des Jobcenters sehr bequem,sitzt rum und aus,ruht sich aus vom Nichtstun,im Bezug auf die Erwerbslosigkeit.Eine Art Lasst alles so laufen,wie es läuft. Die obengenannte Mitarbeiterin Dreistadt so ergibt sich der Eindruck hat einen Schonplatz inne,was auch ihre geistige Potenz zum Nutzen zu gute kommt.

    Jobcenter verwalten und gestalten nicht,was die Herausführung aus dem Hartz IV Papier betrifft.Sie sind nicht effektiv,kosten nur,erfüllen keien n Sinn und Zweck und sollten aus diesem Gesichtspunkt abgeschaftt werden,und der Menschen willen,die auf Halde dort liegen.Bezieher von Hartz IV wissen,was sie tun um aus der Situation der Erwerbslosigkeit zu befreien,im Gegensatz zu den dort tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterbn die bei den Jobcenternb in Lohn und Brot stehen.

  • DK
    Der KERN der Sache

    http://www.nachdenkseiten.de/

     

    "Stolz auf Harz IV-Reformen? Stolz auf die Zerstörung eines wichtigen Teils der sozialen Sicherung: Die Arbeitslosenversicherung?

     

    (...) Die wichtigste Wirkung, die gezielte Schwächung der Position der abhängig Arbeitenden durch die Drohung, im Falle ihrer Arbeitslosigkeit nach einem Jahr auf Hartz IV-Niveau abzustürzen, wird in der Regel in den Bilanzen verschwiegen."

  • W
    willibald

    Es ist es ja nun wirklich nichts Neues, wenn Arbeitslose ernüchtert feststellen, dass vom Arbeitsamt/Arbeitsagentur/Jobcenter, oder wie man das verwaltete Elend auch sonst noch bezeichnen will, keine sinnvollen Stellenangebote zu erhalten sind. Wie schon Andere hier festgestellt haben: Das war früher so und wird wahrscheinlich auch in zehn Jahren noch so sein. Also: Selbst intensiv suchen, lautet die Devise. Allerdings täuscht absolut nichts darüber hinweg, dass diese Hartz-IV-Sch***, die unsere raffgierigen neoliberalen Politiker den Arbeitslosen eingebrockt haben, wahrscheinlich um sich selbst umso hemmungsloser die Taschen vollstopfen zu können, absolut menschenunwürdig ist. Weg damit!

  • S
    sabine

    Ach, ich verstehs nit :( Unser Völkchen ist echt Weltmeister im Jammern. Wir sind das Volk und wir haben die Macht - warum ließ man sich denn Agenda aufs Auge drücken, höchstdemokratisch, wie selbst den Euro? Nörgeln auf dem höchsten Niveau - "Volks"zertreter" oder "Volks"verräter" sind die neuen Hipbezeichnung zu den Regierungsvertretern.Und was gehn se wählen? Die FDP! Ich kanns nicht mehr ernst nehmen. Wer hebt denn jeden Morgen seinen Popo aus dem Bett und geht billig "löhnen" ? Meine Fresse, mit dem Hintern im Bett bleiben und fertig. Kohle deshalb gestrichen? Was solls - geh ich eben schwarz arbeiten.Oder mach drei vierhundert Euro Jobs -hat man auch seine 1200 Steine. Diesem Volk ging irgendwann der Stolz flöten und: selbst Schuld!

  • N
    Nordwind

    Hartz-IV ist der entscheidende Hebel mit dem Deutschland sein extremes Lohndumping realisieren konnte. Dieses Lohndumping ermöglichte erst die wahnsinnigen Handelsbilanzüberschüsse die einen großen Beitrag leisteten andere EU-Mitgliedsstaaten in die Verschuldung zu treiben.

     

    Bisher konnte man keinen einzigen Artikel zum 10. Jahrestag dieser neoliberalen Sklavengesetze lesen der den Zusammenhang von Hartz-IV, Lohndumping, Handelbilanz und EU-Krise kritisch darstellte.

  • L
    l.T.

    Die rot-grüne Hartz-IV- Reform hat nichts verbessert. Dieses Gesetz ist eine Katastrophe, ebenso wie die gesamte Agenda 2010.

     

    Diese Gesetze haben die Arbeits- und Lebensbedingungen für die Masse der Bevölkerung massiv verschlechtert!

     

    In Deutschland gibt es bei weitem nicht genug Arbeitsplätze. Mit diesen Gesetzen haben es SPD und Grüne ermöglicht, dass Menschen, die mangels Arbeitsplätzen Hartz-Iv beantragen müssen, von den Jobcentern wie Menschen 2. Klasse, ja z.T. wie Sklaven behandelt werden dürfen. Zum Essen müssen sie in Armenküchen, da der Hartz IV - Satz nicht zum Leben reicht.

     

    Genutzt hat Hartz IV nur den Arbeitgebern, die seitdem in einem Billiglohnparadies Deutschland mit zum Teil stark entrechteten ArbeitnehmerInnen leben.

     

    Genutzt hat die Agenda 2010 auch dem ehemaligen SPD-Arbeitsminister Clement, der sich mit einer Leiharbeitsfirma eine goldene Nase verdient hat, nachdem er mit der Agenda 2010 die Bedingungen für diese menschenverachtende Geschäft schuf.

     

    Um nicht in Hartz IV abzustürzen werden zwangsweise Dumpinglöhne "akzepiert", die menschenunwürdig sind.Die Gewerkschaften haben vollkommen versagt. Sie hätten Hartz IV im Interesse aller arbeitnehmerInnen verhidern müssen. SPD und Grüne haben die Masse der Arbeitenden und der Arbeitslosen mit ihren gestzen auf schäbigste Art und Weise verraten.

     

    Jeder Denkende weiß, das die Arbeitslosenstatistik heute genauso gefälscht ist wie vor der Einführung von Hartz IV. In Wahrheit gibt es heute mindestens 6 Mio. Arbeitslose.

     

    Die Jobcenter, in dem selbst nur befristet beschäftigte Arbeitsvermittler "an der Front" arbeiten, die man gut unter Druck setzen kann, den sie an die Arbeitslosen weitergeben, werden von oben unter Sparzwang gesetzt und sanktionieren die Hartz-IV-Betroffenen deshalb oft. Diese fallen dann noch mhr unter das Existenzminimum des hartz-Iv-Satzes und sind verzweifelt.

     

    Die Qualifikation der Menschen wurde entwertet. Jede niedrist qualifizierte Billiglohnarbeit muss seitdem angenommen werden, auch von Hochqualifizierten (wie z.B. der Lehrerin im Artikel).

     

    Der neoliberale Spruch "Leistung muss sich wieder lohnen" wurde durch diese rot-grüne neoliberale Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ad absurdum geführt: Leistung lohnt sich seit der Einführung von Hartz Iv meist überhaupt nicht mehr.(Siehe auch die 1 Euro-Jobs, die die Leute endgültig zu Sklaven gemacht haben.)

     

    Hartz-IV und die Agenda 2010 haben flächendeckend den Niedriglohnsektor etabliert. Diese verheerenden rot-grünen Gesetze haben zur Verdreifachung (!) der Leiharbeit geführt, zur Aufteilung von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in Minijobs, von denen niemand leben kann.

     

    Die Sanktionierung der hartz-Iv-Betroffenen verstösst gegen die menschenrechte. Ebenso wie die "Eingliederungsvereinbarung" gegen das recht auf Vertragsfreiheit verstösst.

     

    Bis auf die Linkspartei interessiert sich keine Partei für die fast 8 Millionen entrechteten Hartz-IV-Betroffenen für die das Grundgestz in der Praxis vielen Teilen nicht gilt.

     

    Hartz IV war ein unverzeihlicher Rückschritt zurück in Richtung von Arbeitsbedingungen wie im 19. Jahrhundert.

     

    Hartz- IV muss dringend abgeschafft werden ! Auch Leiharbeit und minijobs und die ewige Befristung von Arbeitsverträgen müssen verboten werden. Werkverträge sind die neuesten Dumpinglohntricks - auch hier heisst es. Weg damit.

     

    Her mit dem 10 Euro Mindestlohn pro Stunde. Abschaffung der grundgesetzwidrigen, existenzgefährdenden Sanktionsmaßnahmen, die gegen entrechtete Hartz-Iv-Betroffene angewandt werden! Abschaffung der Zwangsvertrags-Eingliederungsvereinbarung jetzt!

  • K
    @Knorke

    Elternteile mit gemeinsamen Sorgerecht dürfen wirklich nicht mit dem Kind wegziehen. Schon gar nicht ohne Gefahr zu laufen, ihre Kinder (fast) gar nicht mehr zu sehen, weil Geld und Zeit fehlen, den Umgang umzusetzen, wenn eines der beiden Elternteile mit nicht ausreichend Geld wegzieht und das Kind beim anderen Elternteil (in der Stadt) bleibt.

     

    Wenn sich alle beteiligten einig sind, ist wie immer alles möglich, aber sonst definitiv nicht.

     

    Mal abgesehen davon: Ziehen Sie mit einem pubertierenden Jugendlichen mal von einer Großstadt auf's Land oder in eine Kleinstadt.

    Und das als AlleinerziehendeR, mit so oder so wenig Geld und Zeit. Die nächste Depression für Elternteil UND Kind ist so vorprogrammiert!

  • B
    Blaubart

    Im Grunde ist Hartz4 nichts anderes, als ein befristetes Beschäftigungsprogramm für "Fallmanager" und die restliche nutzlose Ausbildungsindustrie, um Arbeitslosigkeit zu verdecken.

  • N
    Nadine

    In allen anderen Medien wird Hartz-IV gefeiert, hier nicht. Hier steht mal die Perspektive einer Betroffenen und zwar einer Frau, die sich dezidierte Qualifikationen angeignet hat, die eben nicht ins Schema irgendwelcher Hetzer oder Polemisierer passt.

     

    Zur Story fällt mir nur ein, dass es eben eine Lücke zwischen angebotenen Stellen und Nachfragern gibt. Das war auch vor zehn Jahren so. Das war vor fünf Jahren so. In Deutschland gibt es mehr Nachfrage als Angebot. Hartz-IV an sich bringt gar nichts, verschlechtert sogar eher, weil Arbeitgeber hemmungsloser die Not der Arbeitslosen ausnutzen können. Warum das ein Erfolg sein soll, verstehe, wer will.

  • F
    Fragesteller

    Wie unselbstständig heutzutage Menschen sind. Man kann doch nicht das Jobcenter für sowas verantwortlich machen. Natürlich ist es schön wenn man Hilfe bekommt. Und die gibt es ja auch (manchmal mehr / manchmal weniger) aber letztendlich ist jeder für sich selbst verantwortlich. Findest du keinen Job? Dann bist erst mal du selbst daran Schuld. Wo liegt dann der Fehler. Bist du nicht flexibel genug? Zieh um! Bist du nicht qualifiziert? Dann mach nen Kurs! Mangelt es an Bildung? Dann bilde dich! Diese Verantwortung auf eine Behörde abzuschieben ist armselig.

  • D
    Detlev

    Dieser Artikel zeigt extrem deutlich, wie es ist, wenn jemand gut ausgebildet und motiviert, aber langzeitarbeitslos ist.

     

    Dass solche Menschen angeblich nicht 'aktiviert' werden können, glaubt doch kein Mensch. Gerade solche Fachkräfte kriegen die volle Härte der Philosophie, die hinter Hartz-IV steht, ab. Nach Clement und Schröder hätte diese Frau jetzt ja nun genug Power gehabt, um sich aus ihrem Schlamassel zu befreien, ob sie nun ein Kind hat - oder nicht. Das geht eben an der Wirklichkeit dieser Person, und es sind wohl noch Tausende anderer, vorbei.

     

    Erstaunlich ist nur, dass das Jobcenter überhaupt Umschulungen anbot. Das tun sie nämlich fast nie, insofern, ist das hier, wohl eher noch die Sonnenseite der Geschichte gut ausgebildet arbeitslos.

  • A
    abby_thur

    An dieser stelle auch schön: wer ALG 1 bekommt, darf kein Praktikum machen, was ihn für eine zukünftige Stelle qualifiziert.

    Also treibt man die Menschen förmlich ins Hartz 4.

  • MN
    Mein Name ist Legion

    Wenigstens ist 'Marion R.' nur bei einem inkompetenten und nicht auch noch bösartigen Büttel im Mob-Center gelandet. Der hätte ihr nämlich auch noch Tagesknast ("Maßnahmen") reingewürgt, deren Zweck darin besteht, Statistik zu fälschen, die sog. Träger zu mästen, Dequalifizierung zu bewirken und die Entwöhnung von der Fähigkeit, den eigenen Tagesablauf zu gestalten. Und ihr bei Ablehnung dieses Schwachfugs Sperren reingesemmelt.

  • MN
    Mein Name ist Legion

    Wenigstens ist 'Marion R.' nur bei einem inkompetenten und nicht auch noch bösartigen Büttel im Mob-Center gelandet. Der hätte ihr nämlich auch noch Tagesknast ("Maßnahmen") reingewürgt, deren Zweck darin besteht, Statistik zu fälschen, die sog. Träger zu mästen, Dequalifizierung zu bewirken und die Entwöhnung von der Fähigkeit, den eigenen Tagesablauf zu gestalten. Und ihr bei Ablehnung dieses Schwachfugs Sperren reingesemmelt.

  • S
    Stratege

    Die Hartz-Reform hat den deutschen Sozialstaat geschleift und hunderttausenden Menschen Not und Elend gebracht.

    Es ist eine ungeheure Chuzpe und Dreistigkeit, wenn Müntefering sich heute als "stolz auf die Reform" outet und Schröder die Reform als erfolgreich bezeichnet.

     

    Tatsächlich wurde die Sozialpartnerschaft in Deutschland beseitigt, Menschen wurden zu Billiglöhnern. Über 1,5 Mio. Kinder wachsen in Armtshaushalten auf - weil die Eltern entweder Sozialhilfe beziehen, Aufstocker sind, oder im Real-Lohn unzureichend verdienen.

     

    Über 10 Prozent der Bevölkerung sind hoffnungslos überschuldet. Fast 700.000 Haushalte sind inzwischen im Land ohne Haushaltsstrom - weil das Geld fehlt. Und über 25 % aller Mieter wissen nicht mehr, wie sie die steigenden Mieten bezahlen sollen.

     

    Armut per Gesetz - so hat es damals die PDS bezeichnet - und sie hat Recht behalten. Der Weg aus Hartz 4 ist nur wenigen - und nur unter großen Anstrengungen möglich.

     

    Geld wird für Drittländer, für EU-Nothilfen und für Kreditblasen ausgegeben - die Politik versteht einfach nicht mehr, das Realökonomie bei den Menschen beginnen muss!

  • C
    Christian

    Oh, das ist gar nichts. Bei meinem letzten Besuch photokopierte mir die Dame ein Infoblatt der ZAV (Format A6...). Ein Kumpel von mir hat schon zwei seiner "Sachbearbeiter" selbst auf dem Gang der Jobcenter anstehen sehen. Die haben selbst oft nur Zweijahresverträge im Rahmen von irgendwelchen ABM-Maßnahmen, sind weder qualifiziert noch motiviert irgendetwas zu tun. Unsere Steuergelder werden da für Leute rausgeschmissen, die den ganzen Tag nur da sitzen, sinnfreie Vorschläge unterbreiten ("Sie sollten vielleicht ihr Spektrum ausweiten") und deren "Vermittlungstätigkeit" sich darauf beschränkt, dem Arbeitslosen zig ausgedruckte Blätter aus ihrer Datenbank in die Hand zu drücken.

  • S
    Stephan

    Das Amt schafft keinen Arbeitsamt schafft Seit Jahren keine Jobs. Sie verwaltet lediglich die Hilfesuchenden. Statt diese mit meldeauflagen, ein Euro Jobs und bewerbungsseminaren mürbe zu kochen, sollten die Sachbearbeiter sich um tatsächliche Jobs im ersten Arbeitsmarkt bemühen. Alles andere ist sinnlos und kosten Millionen an Steuergeldern.

     

    Auch muss man akzeptieren, das es einen geringen Prozentsatz von unwilligen gibt. Die hat es schon immer gegeben. Diese Personen haben früher Sozialhilfe bezogen. Nun müssen sie sich bei der ALGII stelle melden und ihren Willen zum arbeiten heucheln. Solange Milliarden an Steuergelder für unschuldig in Armut geratende Länder und Banken ausgegeben werden, hat jeder das recht seinen Unmut mit Arbeitsverweigerung auszudrücken. Wir stehen nur deshalb noch so gut da, weil es seit Jahrzehnten einen Reallohnverlust durch Inflation gibt und weil unsere Waren deswegen so billig sind.

     

    Ich fordere daher von der Politik, das Experiment AlgII endlich aufzugeben und wieder zum alten leistungsbezogenen Arbeitslosenhilfe zurückzukehren. Generationen nach ns werden nur den Kopf schütteln über diese unmenschliche Behandlung von arbeitslos gewordenen Menschen.

  • M
    Martin

    Eben wer braucht denn das Arbeitsamt? Keiner selbster kümmern so solle sein. Nicht auf die Zuteilung einer Arbeitstelle warten.

  • K
    Knorke

    Buhuhu, ich fang gleich an zu heulen. Ganz ehrlich? Was will die Dame. Natürlich muss man sich um einen Job selbst kümmern, das Arbeitsamt ist ein Stellenmarkt für Ausbildungsberufe und Handwerker, nicht für Akademiker. Mir ging es ähnlich aber anstatt rumzuheulen hab ich mich auf meinen Arsch gesetzt. War natürlich nicht immer leicht, aber es wird einem eben nichts geschenkt. Vielleicht ist die Fächerkombination mit Deutsch einfach etwas unglücklich, denn einer von drei Lehramtstudenten belegt Deutsch als Fach, erga ist dort ein Überangebot vorhanden. Auch Frenbdsprachen sind bei den weiblichen Lehramtstudentinnen sehr beliebt. Ergo gibt es bei der Facherkombination Deutsch/Französisch eine große Konkurrenz. Und die tägliche Fahrt zur Arbeit aus Berlin raus ist Alltag für die viele tausende Berliner. Vermutlich wollte die Dame einfach nicht aus dem schicken und hippen Berlin und von ihrem Freundeskreis wegziehen, sonst hätte sie wohl früher einen Job gefunden. Auch die Ausrede, dass ein Umzug nach Frankreich als Kindesemtführung gewertet werden könnte ist Schwachsinn. Wenn sie sich in einer Nacht und Nebel-Aktion ohne dies anzukündigen davon macht vielleicht. Aber wenn sie ihrem Partner und dem Amt Bescheid gibt ist es das nicht.

    MAl wieder ein Artikel der auf das System schimpft und unglaublich auf die Tränendrüse drückt. Aber solche Leute wie diese Dame hab ich in Berlin schon zur Genüge kennegelernt. Lieber Hartz4 beziehen als aus Berlin weg und irgendwo in eine Kleinstadt ziehen. Tja selbst schuld.

  • TK
    T. Koch

    Vermitteln Arbeitsvermittler in Berlin denn nur innerhalb von Berlin? In größeren Bundeländern werden einem doch auch Stellen außerhalb der Stadt in der Mann lebt angeboten.

    Wenn es schon keinen Flughafen Berlin/Brandenburg gibt, dann wäre ein solches Bundesland vielleicht noch immer die beste Lösung.

  • A
    atahualpa

    Das Jobcenter! Sicher ist es gut, dass "Vater Staat" sich um seine "Kinder" kümmert. Kurz vor meinem 60.Geburtstag mußte ich nach 35 Jahren Selbstständigkeit Insolvenz anmelden, war nach zwei Suizidversuchen in depressiver Lage und saß beim Jobcenter. Es gibt in der BRD dann wenigstens effektiv ca.100€ monatlich zum Einkaufen, aber einen sechzigjährigen Arzt vermitteln kann ein Jobcenter nicht. Da muß man sich selbst drum kümmern, sonst hat man jeden zweiten Tag sinnlose Post vom Jobcenter im Briefkasten und gerät dadurch wieder in Depression.

    Ich kann mich nicht beklagen, denn die Damen vom Jobcenter waren alle sehr freundlich und bemüht, jedoch leider nicht sehr effektiv in einer "Job"-Vermittlung. Die Institution "Arbeitsamt" unterhält sich selbst und "Vater Staat's" Hilfe entspricht eher einer Alibifunktion, wie sie von Politikeraktivitäten eh' schon bekannt ist und Steuergelder verschlingt, von denen ich jedoch auch Mal sechs Monate profitieren durfte, bis ich wieder selbst zum Steuerzahler wurde. "Danke Vater Staat,--hoffentlich brauche ich Dich nie wieder!!"

  • B
    bangbang

    Hat schonmal jemand versucht, die Zuizidstatistik unter den Opfern der HARTZ4-Ideologie zu recherchieren? Da würdet ihr euch wundern!!!

  • A
    anke

    Tja, und da heißt es immer: "Hund beißt Briefträger" sei keine Nachricht.