Arbeitsbedingungen in China: Miese Jobs für Marken-Laptops

Hongkonger und deutsche NGOs erheben wegen der miesen Arbeitskonditionen schwere Vorwürfe gegen chinesische Computer-Zulieferer.

Viele Apple-User glauben, an ihrem Rechner sei alles besser. Die Produktionsbedingungen aber schonmal nicht. Bild: reuters

BERLIN taz Lin Hwai-min ist 19 Jahre alt und arbeitet seit einem Jahr zwölf Stunden täglich, meist sieben Tage pro Woche in einer Computerchip-Fabrik im Südosten Chinas. Bei großer Nachfrage, wie zur Vorweihnachtszeit, sogar 14 Stunden - mit unbezahlten Nachtschichten.

Den Namen ihres Arbeitgebers - Excelsior Electronics - kennt hierzulande niemand. Doch die von Lin Hwai-min hergestellten Produkte stecken in vielen bekannten Markencomputern: Fujitsu Siemens, Apple, Sony und Dell beziehen Komponenten von Excelsior Electronics.

Tausende von Wanderarbeitern, meist Frauen aus entlegenen Provinzen Chinas, teilen Lins Schicksal und arbeiten unterbezahlt, ohne ausreichenden Schutz gegen Chemikalien und ohne Arbeitsverträge - monatlich bis zu 390 Stunden, für 130 Euro. Fälle wie diesen hat die Organisation "Students and Scolars against Corporate Misbehaviour" aus Hongkong, unterstützt von der deutschen NGO Weed, in 45 Interviews mit Beschäftigten von zwei Zulieferbetrieben bekannter IT-Unternehmen in China ermittelt. Die Studie unter dem Titel "The Dark Side of Cyberspace" zeichnet ein düsteres Bild der Arbeitsbedingungen in der Branche.

"In den untersuchten Firmen Compeq Technology und Excelsior Electronics kommt es zu massiven Verstößen gegen Gesetze der Internationalen Arbeitsorganisation und der Verhaltenskodizes der Markenunternehmen", kommentierte Florian Butollo von Weed die Studie. Viele Arbeiter litten unter extremen körperlichen Beschwerden und Dauerstress. Grund dafür seien nicht nur der ständige Kontakt mit giftigen Substanzen und erzwungene Überstunden, sondern auch das harsche Fabrikregime. Bei Compeq gebe es sogar Regeln, wie im Unternehmen die Haare getragen werden müssten, erläuterte der Hongkonger Sacom-Aktivist Charles Ho.

Die Reaktion der Markenunternehmen auf die Vorwürfe der Studie findet Sarah Bormann von Weed beschämend. In der Regel sei versucht worden, die wirtschaftlichen Beziehungen zu den untersuchten Unternehmen zu verschleiern und die Probleme kleinzureden. Keines der Unternehmen habe bislang konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen seiner ArbeiterInnen angekündigt. Der Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e. V. (Bikom) sprach sich gegenüber der taz dafür aus, dass Produzenten und deren Zulieferer wenigstens die Arbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation einhalten sollten, um soziale und umweltfreundliche Bedingungen bei der Herstellung von Hightech-Produkten zu gewährleisten.

Weed und Sacom fordern die Computerfirmen nun auf, Verantwortung für ihre Zulieferkette zu übernehmen. Durch Preisdruck und knapp kalkulierte Lieferfristen kontrollieren sie unmittelbar die Arbeitsbedingungen. Um den Druck zu erhöhen, fordert Weed zudem, dass soziale Kriterien bei IT-Ausschreibungen öffentlicher Einrichtungen berücksichtigt werden.

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