: 0,093 Prozent „Überfremdung“
betr.: Bootsflüchtlinge vor Australien, taz vom 1. 9. und 3. 9. 01
Etwa 94 Prozent aller Flüchtlinge aus so genannten Entwicklungsländern flüchten in kaum weniger arme Nachbarstaaten. Die westlichen Staaten schotten sich und ihren Wohlstand ab, nehmen nur einen Bruchteil dieser Hunger- und Kriegsflüchtlinge an (von denen in der BRD über 90 Prozent „nicht anerkannt“ werden) und sprechen von „Überfremdung“, wenn 0,093 Prozent ihrer Bevölkerung Flüchtlinge sind. Gleichzeitig nennt Innenminister Schily die deutsche Flüchtlingspolitik „humanistisch geprägt“, während sich hunderte Flüchtlinge in deutschen Abschiebegefängnissen aus Verzweiflung versuchen umzubringen.
Jüngstes Beispiel ist die grausame Ablehnung Australiens gegenüber den 460 Schiffsflüchtlingen. Australien ist etwa 300.000 Mal größer als das arme Inselreich Nauru im Südpazifik, das sich bereit erklärt hat, Flüchtlinge, die aus einem mehr als 5.000 Kilometer entfernten Kulturkreis kommen, aufzunehmen.
Weil nicht nur diese Flüchtlingspolitik in Seattle, Göteborg und Genua international abgestimmt wird, sondern auch die gesamte Ausbeutung der Welt, hoffe ich, dass die Initiativen gegen diese als Globalisierung verharmloste Hungerpolitik weiter wachsen.
KURT LENNARTZ, Aachen
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