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... unter 17 Brücken ...

■ Das Ruderrennen Oxford — Cambridge auf der Spree: Bei den Veteranen stieg »Old Boy« Bischof Borrough erschöpft aus dem Boot

City. Leicht erschöpft kletterte Bischof Paul Borrough aus seinem Boot. Zwar hat er mit seinem Vierer nur 500 Meter zurückgelegt, aber er war etwas aus der Übung. Kein Wunder, denn schließlich ist Borrough schon weit über 70 Jahre alt. Er gehörte zu den fünf »Old Boys«, die auf Einladung des Berliner Landesruderverbandes an der Internationalen Langstreckenregatta am Wochenende teilnahmen.

Zusätzlich zur Berliner Renn-Premiere der Universität-Achter aus Oxford und Cambridge, die als Show-Einlage galt — offiziell finden diese traditionellen Rennen seit 1829 jeweils am letzten Samstag im März auf der Themse statt — sollten auch die Veteranen aus den dreißiger Jahren noch einmal gegeneinander antreten. Der Versuch, ein solches Rennen auf die Beine zu stellen, scheiterte jedoch, da nur zwei Ruderer aus Cambridge und drei aus Oxford der Einladung folgen konnten. Deshalb beschloß die Berliner Veranstalter, die fünf in einen Vierer mit Steuermann zu setzen und einen »Sprint« absolvieren zu lassen.

So kam es, daß die Konkurrenten von einst plötzlich im gleichen Boot saßen. Ganz geheuer war die unerwartete Gemeinsamkeit Borrough allerdings nicht. Er bemängelte die »etwas seltsame Art« seiner Mitruderer aus Cambridge. Das meinte er durchaus ernst: Die Ruder-Konkurrenz zwischen Oxford und Cambridge dauert eben ein Leben lang. Trotzdem genoß auch Borrough die Atmosphäre der Regatta. Zusammen mit den anderen »Old Boys« erwartete er gespannt wie mehrere hundert Zuschauer, unter ihnen Volkskammerpräsidentin Sabine Bergmann- Pohl und Sir Christopher Mallaby von der britischen Botschaft in Bonn, den Ausgang von Oxford-Cambridge auf der Spree. Zur gleichen Zeit herrschte an der Weidendammer Brücke große Aufregung. Um Kollisionen unter den immerhin 17 Brücken über der Spree zu vermeiden, sollten die Boote um 30 Sekunden zeitversetzt starten. Der Oxford- Achter aber riß sich, angefeuert von den Ruder-Fans, frühzeitig vom Ufer los. Vergeblich versuchte der Rennleiter, durch »Stop, Oxford, Stop«-Rufe den Achter aufzuhalten.

Um eine Disqualifikation in diesem Show-Rennen zu vermeiden, begann am Zeitnehmertisch im Ziel nach dem Eintreffen der Boote die große Rechnerei. Das Ergebnis fiel nach ungewissen Minuten zur großen Zufriedenheit von Bischof Borrough aus: Oxford hatte es wieder einmal geschafft, wie auch schon im März diesen Jahres in England. dpa

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