… die Sandra?: Vom Thomas geduzt werden
Schlecht sei das Klima in der rot-schwarzen Koalition, so hört man. Kaum noch Verbindendes gebe es zwischen den Regierenden, den fünf SPD- und vier CDU-Senatsmitgliedern. Und immer neuer Zwist verstärkte zuletzt diesen Eindruck. Bis zum gestrigen Dienstag in der wöchentlichen Pressekonferenz nach der Senatssitzung, an der gleich drei Senatsmitglieder teilnahmen. Da berichtete Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) über die geplante Gewaltschutzambulanz und sagte dann plötzlich: „…wie schon Sandra beschrieben hat.“ Sandra, das war in diesem Fall die neben ihm sitzende Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft Sandra Scheeres von der SPD. Vornamen in der offiziellen Pressekonferenz? Das gab es bislang noch nicht, selbst bei den Regierungsmitgliedern, die sich privat duzen.
Vielleicht ein Versprecher? Kann ja mal vorkommen, könnte man meinen. Bis Heilmann weiterredete: „… wie Mario gesagt hat.“ Das war in diesem Fall der Senator für Gesundheit und Soziales und Mit-CDUler Mario Czaja. Auf Parteitagen rufen sich selbst die Christdemokraten inzwischen auch des Öfteren am Rednerpult beim Vornamen, nicht aber bei einer Pressekonferenz. Der Mario schien daraufhin bemüht, die Umgangsformen wieder herzustellen: Statt nun vom „Tommy“ zu reden, nannte er ganz ordentlich Vor- und Zunamen: „Thomas Heilmann hat …“.
Molle mit Frank
Als Zeichen von wirklicher Entspannung im rot-schwarzen Senat mochten Beobachter das Ganze allerdings noch nicht werten. Dazu hätte SPDlerin Scheeres schon über den (nicht anwesenden) CDU-Innensenator Henkel sagen müssen: „Der Frank ist ja gerade nicht hier, aber wir treffen uns gleich auf eine Molle.“ STA
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