… die Nachzählung der Wahlergebnisse? : Für neue Sieger sorgen
Da macht man sich die Mühe und sein Kreuz auf einen Stimmzettel. Mit dem Glauben an die Macht der Demokratie rafft sich unsereins auf und geht zum Briefkasten oder durch den regnerischen Sonntag in eine muffige Wahlkabine. Und dann sowas: Zweimal wird in Lichtenberg falsch ausgezählt. In Steglitz-Zehlendorf landen gar ungeöffnete Briefwahlbögen im Müll. Ganz normale Abweichungen in einem größtenteils ehrenamtlich organisierten Wahlablauf? Ja und nein, heißt es aus der Geschäftsstelle von Landeswahlleiterin Petra Michaelis-Merzbach.
Wir wissen nicht genau, was Karin Seidel-Kalmutzki und Raimund Peter am Wahlsonntag gegen 22 Uhr gemacht haben. Aber Jubel war bestimmt im Spiel. Die beiden SPD-KandidatInnen gingen als Sieger aus der vorläufigen Auszählung der Erststimmen in den Wahlkreisen Lichtenberg 1 und 3 hervor und konnten sich ergo über den Direkteinzug ins Abgeordnetenhaus freuen.
Der Begriff „vorläufig“ entfaltete allerdings wenige Tage darauf seine flatterhafte Wirkung: Angesichts der sehr knappen Ergebnisse schlugen Zählfehler besonders schwer zu Buche und machten bei der Nachzählung zwei andere Kandidatinnen zu den echten Siegerinnen der Wahl. Statt der SPD-VertreterInnen dürfen nun Evrim Baba-Sommer und Marion Platta von der Linken über Direktmandate jubeln – und diesmal wohl nachhaltig.
„Solche Zählfehler kommen bei 2.262 Wahlvorständen und zehntausenden Wahlhelfern nun mal vor“, sagt Geert Baasen aus der Geschäftsstelle der Landeswahlleiterin. Schließlich arbeiteten die HelferInnen allesamt ehrenamtlich und am Wahltag bis spät in die Nacht. Im Moment sehe es auch so aus, als sei die Abweichung zwischen vorläufigem und endgültigem Wahlergebnis nicht größer als bei vorangegangenen Wahlen. „Es ist sehr selten, dass sich dadurch die Mandate noch einmal verändern“, so Baasen. Am dünnen Vorsprung von Rot-Grün im Abgeordnetenhaus ändert sich trotz der Zählfehler vermutlich nichts. Das endgültige Wahlergebnis wird am 6. Oktober verkündet.
In der Causa Steglitz-Zehlendorf mag Baasen allerdings nicht beschwichtigen. Ein solcher Fall sei ihm während seiner 13-jährigen Tätigkeit in der Geschäftsstelle der Landeswahlleitung noch kein einziges Mal untergekommen. Am Mittwoch nach der Wahl hatte ein Anwohner rund 380 Briefwahlunterlagen des Bezirks in einem Müllcontainer gefunden. Inzwischen ermittelt die Polizei gegen eine 26-jährige Wahlhelferin wegen des Verdachts auf Wahlbetrug. Immerhin konnten die Stimmen aber noch nachträglich ausgezählt werden und in das Wahlergebnis einfließen. An Direktmandat und Sitzverteilung änderte sich durch den Müllfund allerdings nichts. Anders als in Lichtenberg muss in Steglitz-Zehlendorf also niemand die Jubelfähnchen wieder einpacken. mah Foto: Archiv