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Archiv-Artikel

… die Frau von heute? Sich einwickeln lassen

Von MKE

Auf dem Tisch liegen Wachteleier, Mehl, Fischhäute und Hühnerfüße – ganz so, als sei ein Koch mit Vorliebe für Ausgefallenes am Werk. Komplett falsch ist diese Annahme nicht: der populäre Südtiroler Koch Roland Trettl verarbeitet diese Produkte am Freitagmittag aber nicht zu Speisen, sondern zu Kleidung. Medienvertreter waren noch vor der offiziellen Vernissage geladen, sich vom Konzept der Fotoausstellung „Fashion Food“ im Museum für Kommunikation in Mitte überzeugen zu lassen.

Rettl wickelt dabei „live“ zwei junge Frauen in Essbares ein. Im Museum hängen Bilder des österreichischen Werbefotografen Helge Kirchberger, die das Ergebnis von Rettls Kochkunst festhalten. Die etwa 50 großformatigen Fotografien zeigen Menschen, die Kleider aus Schweinefettnetzen, Nudelteig oder Fischhaut tragen und eine Verbindung von Kunst und Essen darstellen sollen. Eine Bild-Journalistin ist davon bei der Präsentation so begeistert, dass sie sich, begleitet vom hysterischen Geschrei ihrer Fotografin, gleich selbst einen Oktopus um den Hals legen lässt.

Die beiden Models, die Rettl unter anderem mit Kuhhaut, Kaviar-Lidschatten, Algenblättern und Tintenfisch bekleidet, zeigten sich gelassener. Eklig sei das nicht, sagt eine von ihnen, nur rieche es manchmal etwas streng. Laut Trettl sind die Produkte wie Rinder-Carpaccio und Möhrengemüse immer frisch. Den Vorwurf der Verschwendung von Essen weisen beide Künstler zurück: Schließlich würde auf der Welt schon so viel Essen weggeworfen, da falle ihr Beitrag kaum ins Gewicht. Außerdem verwende man auch Schlachtabfälle wie Kalbfettnetze. Vielmehr sollten auf den Fotos der Wert des Essens und der Respekt davor im Mittelpunkt stehen. Letztlich sind aber die durchaus aufwändig in Szene gesetzten Fotos reine Geschmackssache. MKE      Foto: dapd

■ Die Fotografien sind bis zum 29. Januar im Museum für Kommunikation in Mitte zu sehen