… die CDU? : Soldaten verbieten
Tagein, tagaus steht der Soldat in frisch gebügelter Uniform am Checkpoint Charlie und schwingt bedeutungsvoll die US-Flagge. Hin und wieder hakt sich ein Mädchen unter, dann geht das Fotoshooting los.
Beide Daumen nach oben strecken, dann seitlich die Hände in die Hüften stemmen, einmal salutieren – die Posen sitzen. Ringsherum klicken die Kameras wie auf dem roten Teppich. Die Touristen haben ihren Spaß – die Berliner Christdemokraten allerdings nicht.
Bezirksstadtrat Carsten Spallek nämlich hat schon öfter versucht, die falschen Amerikaner verbieten zu lassen – bisher erfolglos. Nun holte Generalsekretär Kai Wegner zum Rundumschlag gegen die Touri-Attraktion aus: „Derartiger Klamauk beschädigt die Würde dieses historischen Platzes“, wetterte er. Der „Mummenschanz“ müsse abgestellt werden.
Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg sieht die Sache entspannter. Die Quasisoldaten würden geduldet, weil sie keine gewerbliche Dienstleistung anbieten: Offiziell nehmen sie nur freiwillige Spenden von den Touristen entgegen.
Ganz so wörtlich sollte man das mit der Freiwilligkeit natürlich nicht nehmen. Ein Schild legt den Touristen nahe, mindestens zwei Euro oder drei Dollar pro Person zu bezahlen.
Wenn CDU-Mann Wegner nun allerdings um die historische Würde des Checkpoints bangt, kann es nur eine Konsequenz geben: Er muss den ganzen Platz verbieten lassen. Denn hier sind nicht nur die Soldaten Fake: Die kleine Kontrollbaracke wurde erst zehn Jahre nach dem Fall der Mauer aufgestellt. Die gestapelten Sandsäcke sind mit Zement gefüllt, damit sie nicht geklaut werden. Und für ein paar Euro gibt es ein Scheinvisum inklusive Stempel: Die Historie hat längst Platz gemacht für den Mummenschanz.
HANNAH KÖNIG (mit dpa) Foto: dpa