… die Bergische Kuh? : Brandenburger Milch liefern
Sie sieht so idyllisch aus, die Landschaft auf der Vollmilchtüte der Marke „Mark Brandenburg“. Kühe in saftigem grünen Gras. Ein Marienkäfer, ein paar Gänseblümchen und im Hintergrund – Berge! Moment mal: Berge in Brandenburg? Dem Land, dessen höchste Erhebung, die Heidehöhe, gerade mal 201,4 Meter misst? Ein kleiner Aufdruck unter dem Emblem „Mark Brandenburg“ gibt Aufschluss: abgefüllt in Köln. Die Milch stammt aus dem Bergischen Land in NRW.
„Mark Brandenburg“ gehört zur Molkereigenossenschaft FrieslandCampina, deren größte Produktionsstätte in Köln steht. Man wolle die Vollmilch unter den modernsten technologischen Bedingungen abfüllen, sagt Unternehmenssprecherin Sybille Erhardt, die in Heilbronn in Baden-Württemberg sitzt, dem Hauptstandort von FrieslandCampina. „Die dazu notwendige Technologie war in den Werken Brandenburgs nicht vorhanden.“
Die einzige Alternative zur westdeutschen Abfüllung sei gewesen, Produkte aus dem Sortiment zu nehmen. „Aber das hätte auch unsere Lieferanten geschwächt, die Milchbauern in der Region Brandenburg“, sagt Erhardt.
Während die „Mark Brandenburg“-Vollmilch also ausschließlich aus dem Kölner Raum stammt, werden andere Produkte weiterhin in Brandenburg produziert, etwa Joghurts, Desserts und Quarks. „Der überwiegende Teil der Milch für diese Produkte wird von Brandenburger Bauern geliefert und bei Kooperationspartnern in Elsterwerda und Prenzlau verarbeitet.“ Wie viel genau, dazu könne man aus unternehmerischen Gründen nichts sagen. Nur so viel: Sobald die Milch nicht in Brandenburg abgefüllt wird, steht der alternative Produktionsort auf der Verpackung – neben der aktuellen Werbung, die FrieslandCampina betreibt. Und die könnte regionaler kaum sein. Wer fünf Liter Milch trinkt und bei jeder Verpackung den Coupon ausschneidet, darf vergünstigt in den Kletterwäldern von „Climb Up“ in Brandenburg klettern. Im Juli gab es bei ausgeprägtem Milchkonsum vergünstigten Eintritt in den Filmpark Babelsberg.
Aber nicht nur bei der Milchverpackungswerbung setzt FrieslandCampina auf Regionales. Wer die Website besucht, findet unter dem Punkt „Die Region erleben“ Vorschläge zur Freizeitgestaltung in Berlin und Brandenburg – in Freizeitparks, Badeseen oder Schlössern.
Bleibt die Frage, warum eine Molkereigenossenschaft mit Sitz in Baden-Württemberg und den größten Produktionsstandorten in Nordrhein-Westfalen nach dem nordischen Friesland benannt ist. Die Internetseite schafft Klarheit: 2008 hat die niederländische Molkereigenossenschaft Friesland Foods mit der belgisch-deutsch-holländischen Campina fusioniert. Der Name „Mark Europa“ wäre da vielleicht sinnvoller. JULIA FIEDLER
Foto: Isabell Lott