… die BVG? : Anzügliche Werbung abweisen
Bekäme ein halbwegs vernünftiger Mensch die Aufgabe, unter den antiken griechischen Gottheiten einen passenden Namen für ein Bordell zu suchen – auf „Artemis“ fiele seine Wahl wohl zuallerletzt: Die Zeustochter galt als jungfräuliche Männerhasserin mit einem Hang zur Gewalt. Aber wenn’s um Sex geht, versagt schon mal die Rationalität, und drum heißt Berlins größter Puff in Halensee genau so: „Artemis“.
Dessen Schriftzug in Pink fährt die BVG nun schon seit 2006 auf ihren Bussen spazieren – und genau damit soll jetzt Schluss sein. Medienberichten zufolge hat sich das Verkehrsunternehmen mit der Wall AG als ihrer Verkehrsflächen-Vermarkterin darauf verständigt, den Werbevertrag mit dem Etablissement an der Stadtautobahn nicht mehr zu verlängern. Der Grund: Fahrgäste mit Kindern hätten sich wiederholt beschwert.
Soll man das jetzt als Rückkehr der Prüderie bejammern oder als Punktgewinn gegen Sexismus begrüßen? Im Vergleich zu schmuddeligen Hinterhausbordellen oder gar dem Straßenstrich ist das „Artemis“ ja quasi ein sozialdemokratisches Etablissement. Sogar eine Pool-Einstiegsvorrichtung für Rollifahrer gibt es (alles im Internet recherchiert).
Wie auch immer, das Problem mit der BVG hätten die „Artemis“-Betreiber vielleicht nicht, wenn sie Busfahrern dieselben Privilegien einräumten wie Taxifahrern: Letztere zahlen an zwei Tagen in der Woche nach Vorlage des Taxischeins nur 40 statt 80 Euro Eintritt in die „Wellness-Oase“. (Pikanterweise betont das Unternehmen an anderer Stelle auf seiner Website, dass es den Berliner Chauffeuren im Gegensatz zur Konkurrenz keine Provisionen zahle: „Wir überzeugen durch unsere Qualität!“)
Einen Rettungsversuch könnte das „Artemis“ aber noch starten und sich in „Hermes“ umbenennen. Gegen einen unter anderem für den Verkehr zuständigen Gott könnte wohl auch ein Transportunternehmen wenig einwenden. CLP
Foto: Denis Bocquet/cc