… der Weihnachtsmann? : In Zungen reden
Noch 48 Tage. Heiligabend steht quasi auf der Schwelle, in Süßwarenfabriken laufen die Zimtsterne Tag und Nacht vom Band, in Kinderzimmern wird am Wunschzettel gefeilt. Eltern, die eine pflegeleichte Bescherung bevorzugen, können seit dem 1. November wieder die Hotline des Weihnachtsmannservice wählen. Die Studi-Jobvermittlung „Heinzelmännchen“ schickt ihnen dann am 24. 12. einen angehenden Altamerikanisten oder Tiefbauingenieur mit falschem Bart nach Hause, der den Kindlein die Geschenke reicht.
Um sich rechtzeitig ins Gespräch zu bringen, laden die „Heinzelmännchen“ alle Jahre wieder zur „Weihnachtsmann-Vollversammlung“. Dann geht wieder das Bild hunderter rotweiß Gewandeter, die Hörsaalbänke oder Theatersessel drücken, durch die Presse. Auch das hat bereits eine gewisse Routine. Deshalb gibt es diesmal eine Neuerung, die Berlin als Metropole gut zu Gesichte steht: Der Weihnachtsmann wird polyglott.
US-Amerikaner können jetzt Santa Claus ordern, bei Familien russischer Provenienz klopft Väterchen Frost an. Papa Noël parliert selbstredend Französisch, und der heilige Nikolaus von Myra bedient sich des Idioms, das man heute eben in Kleinasien spricht: Türkisch.
Wie viele türkischsprachige Haushalte Wert darauf legen, die Jahresendpräsente von einem christlichen Heiligen geliefert zu bekommen, ist offen. Aber am Ende zählt doch nur, was man aus dem Geschenkpapier schält: was Süßes, was zum Spielen und für Vati eine Krawatte. CLP FOTO: AP