… WOWEREIT? : Wüten
Ein bisschen persönliche Reue und ganz viel Wut auf die anderen – Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) behält seine Kommunikationsstrategie in Sachen Flughafenverzögerung bei. „Es tut mir unendlich leid, dass wir das Ding nicht am 3. Juni zum Fliegen gebracht haben“, sagte Wowereit zwar am Mittwochmorgen bei einer Betriebsrätefachtagung der IG Metall. Doch ihn ärgere, dass in der Stadt „Heerscharen von Menschen“ unterwegs seien, die nur mit Schadenfreude auf die Probleme bei der Inbetriebnahme des Flughafens Berlin Brandenburg reagierten.
Am Dienstag hatte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) als Aufsichtsratsmitglied der Flughafengesellschaft bekannt gegeben, dass der Flughafen im Oktober 2013 eröffnen soll. Über einen konkreten Termin will sich der Aufsichtsrat am Freitag verständigen. Wowereit als Chef des Gremiums wollte dazu auch am Mittwoch nichts sagen.
Dafür machte er seiner Wut über Kritik an dem Planungsdesaster Luft. Viele Leute in der Stadt hätten nur ein Ziel: das Scheitern des Flughafenprojektes. „Aber wir müssen doch Freude am Gelingen und nicht immer nur Freude am Misslingen haben“, sagte Wowereit – ohne dabei allerdings zu konkretisieren, welche Aspekte des Flughafenbaus aktuell Anlass zu solcher Freude geben könnten.
Kritik am Regierenden Bürgermeister kam am Mittwoch vor allem von Nicht- oder Teilzeit-Berlinern. Der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Anton Hofreiter (Grüne), erneuerte seine Forderung nach einem Rücktritt Wowereits von der Aufsichtsratsspitze: „Er hat jetzt wirklich umfangreich bewiesen, dass er das nicht kann.“ Indessen versuchte die SPD, Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) mit ins Kreuzfeuer der Kritik zu ziehen: „Er duckt sich weg und argumentiert scheinheilig“, sagte der verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sören Bartol.
Wowereit selbst nutzte seine Rede am Mittwoch gleich noch dazu, sich über den Widerstand vieler Berliner gegen den Ausbau der Autobahn 100 zu beschweren. „Wir verlängern die A 100 doch nicht, um damit Menschen zu schikanieren.“ Vielmehr seien sowohl der neue Flughafen als auch die verlängerte A 100 wichtige Infrastrukturprojekte, um die wirtschaftliche Prosperität Berlins zu befördern. SEPU
Foto: dapd