… Renate Künast? : Wowereit wieder kitzeln
Was waren das noch für Ziele: der Chefsessel im Roten Rathaus und die Hoffnung, bald Repräsentantin einer geilen Stadt zu sein. Dafür fetzte sich Renate Künast mit Klaus Wowereit, reizte und provozierte ihn so sehr, dass der Amtsinhaber noch mal richtig aufdrehte – und prompt seinen Bürgermeisterposten verteidigte. Ein Jahr später kämpft Renate Künast wieder: Sie will im nächsten Jahr zum Spitzenduo der Grünen gehören und ihre Partei in den Bundestagswahlkampf führen. Dafür tourt sie durch die Lande, um sich die drögen Reden ihrer weitgehend unbekannten MitbewerberInnen in Endlosschleife anzuhören.
Dabei bemüht sich Künast vor allem, zwei Punkte zu vermitteln: Nach der Wahlniederlage 2011 stehe der Berliner Landesverband wieder hinter ihr. Und auch sie selbst habe dazugelernt, zum Beispiel: „Sei einfach, wie du bist!“, wie sie am Wochenende dem Tagesspiegel verriet.
Künast verwendet in dem Interview eine Reihe von knackigen Metaphern. Da ist die Rede vom Lack, der nun ab sei, und von den nicht offenen Karten, mit denen gespielt worden sei. Beide Bilder bezieht Künast aber nicht auf sich selbst – sondern auf ihren ehemaligen Konkurrenten um das Amt des Regierenden Bürgermeisters, Klaus Wowereit. Sie verschließt trotz bundespolitischer Ambitionen also keineswegs Augen und Ohren vor den Tiefen der Landespolitik.
Und denen entgeht offenbar nichts: Sie glaube nicht, dass Wowereit die gesamte Legislaturperiode schaffe, so Künast. Nach dem Flughafen-Debakel sei das Vertrauen in der Bevölkerung und in der Partei futsch, weitere Rückschläge würden ihm den Rest geben. Da nütze auch „Nettsein und die Rückkehr zum Bussis-Geben nichts“.
Dabei ähneln sich Wowereits und Künasts Situation mehr, als Letztere zugeben will. Beide wurschteln sich irgendwie durch; bei beiden wird oft und gerne konstatiert, dass ihr politischer Stern am Sinken sei. Und bei beiden besteht die Hoffnung einzig und allein darin, dass es in ihrer Partei keine anderen Kläffer gibt, die es letztendlich schaffen, ihnen das Leben schwer zu machen. Wer weiß, ob es nicht auch Künast bei einem vorzeitigen Ende der rot-schwarzen Berliner Koalition noch mal versuchen würde? Wowereit wäre dann weg – und sie, Renate, hat ja viel dazugelernt. JOK Foto: dapd