… RENATE KÜNAST? : Irgendwie berlinern
Renate Künast hat in Berlin offenbar noch einiges vor. Zwar verrät die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag immer noch nicht, ob sie nach der Abgeordnetenhauswahl 2011 Regierende Bürgermeisterin werden will. Aber viele, inklusive ihrer Parteikollegen, gehen inzwischen fest davon aus. Und warum sonst sollte Künast an ihrem Image als heimatverbundener Berlinerin feilen?
Nichts anderes versucht sie in einem Interview mit der BZ vom Sonntag. Frei nach Präsident Kennedy verkündet sie dort: „Icke bin Berliner“. Ein bisschen an das vor allem im Westen beheimatete BZ-Publikum anbiedern schadet nicht, muss sich Künast gedacht haben. Das Ganze hat nur einen Haken: Echte Berliner sagen in so einem Satz „ick“, nicht „icke“. Das bemängelt ein Sprachwissenschaftler in der BZ. Und auch eine kurze Umfrage unter gebürtigen Berlinern gestern in der taz ergab: So berlinert niemand außer Künast. Die lebt zwar seit den 70ern an der Spree, stammt aber aus Recklinghausen.
„Icke bin Berliner“ – dieser Satz klingt auch deshalb so sperrig, weil Künast den Artikel weglässt. Selbst Kennedy sagte: „Ich bin ein Berliner“. So erinnert der Spruch etwas an „Kanak Sprak“ wie „Ich geh Hermannplatz“.
Die nächste Frage, die das Zitat aufwirft: Warum sagt Künast nicht, sie sei „Berlinerin“? Den Grünen ist Gleichberechtigung doch durchaus ein Anliegen. Mit ihrer Weiblichkeit könnte Künast im Duell mit Wowereit zudem sogar punkten. Eine Frau im Roten Rathaus, das wär doch was. Die müsste dann auch nicht mal berlinern. ALL Foto: ap