piwik no script img

■ Querspalte

Aus dem Schnupfengebiet (3)

Draußen: nasskalttrübe Witterung mit Nebel dazwischen. Drinnen: der böse Schnupfen, das Lassiefieber mit Reizhusten dazwischen, der einem eines der wichtigeren Erwachsenenprivilegien zu vermiesen droht: Rauchen so oft man will. Natürlich will man. Nur muss man dann eben zwischendurch ein bisschen Wasser trinken, damit auch der Rauch der nächsten Zigarette noch reinpasst. Andrerseits schmecken Zigaretten tatsächlich besser, wenn man erkältet ist – ein anderer, etwas stumpferer Geschmack im Mund begleitet einen so durch den Tag. Es gibt auch noch ein paar andere Erwachsenprivilegien, die man viel zu wenig ausnutzt: Eremitentum oder auch Süßigkeiten essen, so viel man will. Vermutlich wegen des Protestantismus haben so wenige Menschen genug Süßigkeiten im Haus haben. Vor allem taz-Leser und Grünen-Wähler essen viel zu wenig Gummibärchen oder Chips.

Nicht zu vergessen das Privileg: Fernsehen. Immer wieder: Fernsehen. Superfernsehen, Gigafernsehen. Protestierend verlässt die kultige Sektenführerin Uriella die Hans-Meiser-Show, nachdem der sie ständig so konsensmäßig verurteilend von oben herab und schlecht behandelt hatte. Meiser hatte ihr und ihrem Mann, der irgendwo ein Dorfverordnetenmandat errungen hat und sich für den Erhalt von Rotwild einsetzt, zwei rote Throne hingestellt, auf die sie sich dann doch nicht setzen wollten. Daraufhin wurde Meiser papamäßig böse und grummelte was von Sachzwängen, stellte den beiden von der Außenseiterreligion Fiat Lux aber doch noch zwei normale Stühle hin. Als Uriella und ihr Mann gegangen waren, sagte Herr Meiser, nun könne man ja normal reden, kündigte jedoch gerichtliche Konsequenzen wegen Vertragsnichterfüllung an. Sowas müssen sich Senioren und Arbeitslose täglich angucken. Unglaublich eigentlich! Detlef Kuhlbrodt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen