… HARTMUT MEHDORN? : Seit einem Jahr ein Luftschloss bauen
Was sagt es über die Arbeit eines Menschen aus, wenn nach einem Jahr im neuen Job ausgiebig gemeldet wird, dass er ebendiesen Job ebendieses eine Jahr hat? Entweder, dass er seine Arbeit unvergleichbar brillant macht. Oder dass er in diesem Jahr überhaupt nichts, also wirklich gar nichts geleistet hat. Bei Hartmut Mehdorn, dem heute vor genau einem Jahr mangels Alternative inthronisierten BER-Chef, stimmt natürlich beides. Wie könnte es bei diesem Himmelsstürmer auch anders sein?!
Abgehobene Vorschläge
Außerordentlich beachtlich ist die Masse an Schlagzeilen, die Mehdorn – der ganz gern als „knorrig“ tituliert wird – in seinen 365 Tagen in Schönefeld produziert hat. Beachtlich vor allem deshalb, weil seine Vorschläge abgehoben und mit keinem anderen Verantwortlichen abgeklärt wirken: Er forderte, den Flughafen Tegel dauerhaft offen zu halten (wahrscheinlich hält er den innerstädtischen Airport sowieso für den besseren); er setzte sich vehement für einen teuren Probebetrieb mit ein paar Jets ein (einen Traum, den er vor ein paar Wochen zähneknirschend begraben musste); er stellte das ohnehin eingeschränkte Nachtflugverbot am künftigen „Hauptstadtflughafen“ infrage (warum nicht auch mal die Brandenburger brüskieren?); er will jetzt auch Alt-Schönefeld weiterhin nutzen (bald fordert er wahrscheinlich die Wiedereröffnung von Tempelhof); und er nannte natürlich auch immer wieder Termine (zuletzt am Wochenende, als er bekannt gab, das Ding im „Frühjahr 2015“ fertig gebaut haben zu wollen – nachdem er ein paar Tage zuvor gewarnt hatte, es könnte auch erst 2016 was werden mit dem BER). Ach so, nebenbei feuerte er auch seine neue Chefplanerin noch in der Probezeit; sie soll zu selbstbewusst aufgetreten sein.
Man kann also wirklich nicht sagen, dass Mehdorn nicht geliefert hätte, was man von ihm erwartet hatte.
Tja, nur fertig geworden ist die Großbaustelle eben nicht. Wahrscheinlich gibt es niemanden, der ernsthaft begründen könnte, warum der BER schon/erst in so und so viel Tagen/Monaten/Jahren/Jahrzehnten fertig wird. Die Spanne reicht von „in einem Jahr“ (Mehdorn himself, s. o.) über „vor der Abgeordnetenhauswahl im Herbst 2016“ (wie man im Senat hofft) bis zu „nie“, was Pirat Martin Delius, Vorsitzender des BER-Untersuchungsausschusses, zu wissen glaubt.
Aber um ehrlich zu sein, ist es eigentlich schon länger völlig egal, wann der Flughafen doch noch aufmacht. Und damit hat Ex-Bahn und Ex-Air-Berlin-Boss Hartmut Mehdorn auch in dieser Hinsicht alle Erwartungen erfüllt. Glückwunsch!
Deswegen sind wir an dieser Stelle einmal nett zu ihm – auch wenn das absolut nicht zu seinen eigenen Tugenden gehört – und betonen sehr gern, dass der inzwischen 71-Jährige mit dem BER nichts weniger als ein Luftschloss (fertig) bauen muss. Und wir sind sicher, dass wir in einem Jahr an dieser Stelle wieder auf ihn anstoßen können: wenn er dann schon zwei Jahre in seinem Job unvergleichlich brillante Arbeit geleistet und uns noch mehr Schlagzeilen geliefert hat.
Mit der wunderschönen Aussicht, dass das noch jahre-, wenn nicht jahrzehntelang so weitergeht. bis Foto: dpa