… DER SPRINGER-VERLAG? : Bollwerken
Die große Schulreform in Berlin hat begonnen, und für Jürgen Zöllner (SPD; Foto: ap) geht’s ums Ganze. Nur für den Schulsenator? Nein, auch für die Axel Springer AG. Schließlich streitet man um Grundsätzliches, und da holt Springer gern das Sozialistengesetz aus dem Schrank.
SPD und Linke wollen ihre Reform erklären, deshalb gibt es heute von 17 bis 19 Uhr eine Hotline mit den bildungspolitischen Sprechern beider Parteien. Damit das auch jemand mitkriegt, sollten entsprechende Anzeigen neben taz, Tagesspiegel und Berliner Zeitung auch Springers Morgenpost zieren. Doch dort verzichtete man dankend – aus „grundsätzlichen Erwägungen“.
Das ist lustig, denn man weiß ja um Springers Haltung zur Linken. Doch hier handelt es sich um eine gemeinsame Anzeige von SPD und Linkspartei. Nach anfänglichem Trotz wagte sich die Anzeigenabteilung der Morgenpost dann doch mit einer Erklärung hinter ihrem antikommunistischen Schutzwall hervor: „Die Medien der Axel Springer AG werden ihre bewährte Praxis der Vorjahre fortsetzen und Werbung von Parteien ablehnen, deren Programme im Widerspruch zu den Unternehmensgrundsätzen stehen“, heißt es in der Stellungnahme. „Aus Sicht der Axel Springer AG wäre es ein Verstoß gegen die eigenen Grundsätze, wenn bezahlte Werbung von Absendern angenommen würde, die politisch gegen fundamentale Grundsätze eines funktionierenden Gemeinwesens eintreten. Unverzichtbare Werte sind neben den Menschenrechten wie Freiheit und Gleichheit vor dem Recht das Eintreten für die Marktwirtschaft, die Aussöhnung mit dem jüdischen Volk und die transatlantische Einbindung Deutschlands.“
Das sind doch mal harte News. Dass die Schulreform en passant neben den Menschenrechten auch gleich noch die Nato mit abschafft, wussten wir bis dato jedenfalls noch nicht. Noch hübscher ist, dass Zeilen wie „insbesondere Parteien der extremen Linken und Rechten treten offen gegen einzelne oder mehrere dieser Werte ein. Ihre Anzeigen werden deswegen abgelehnt“ an – die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus gerichtet sind. Führen die „gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ am Ende dazu, dass die Mopo ihre Senatsberichterstattung ganz einstellt? Hoffentlich! STG