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■ Aus Rejkjavik Margret Sigurdardottir
Am Samstag wurde in Island gewählt. Die seit 1980 amtierende Präsidentin, Vigdis Finnbogadottir, ist mit 92,7 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Die Gegenkandidatin, Sigrun Thorsteindottir, erreichte 5,3 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,4 Prozent und war noch nie so gering. Die Stimmung war ruhig, auf den Straßen wurde nicht getanzt, und das Wochenende verlief ganz normal. Seit Beginn der isländischen Demokratie 1944, als der erste Präsident noch vom Parlament gewählt wurde, sind alle drei NachfolgerInnen direkt in das Präsidentenamt gewählt worden. Präsidentenwahlkämpfe sind immer hochpolitisch gewesen, im Prinzip jedoch ohne irgendeine traditionelle Parteiloyalität. Zum Beispiel ist die Satzung im letzten Jahr innerhalb der größten Partei (Konservative Partei) ist auf die Präsidentenwahlen 1952 (??) zurückzuführen. Aber immer hat das isländische Volk vereint hinter ihrem jeweiligen Präsidenten bzw. ihrer jeweiligen Präsidentin gestanden und diese Gegenkandidatur ist einmalig in der Geschichte der jungen Republik. Die Gegenkandidatin, Sigrun Thorsteindottir, hat ihre Kandidatur damit begründet, daß die chaotischen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Island mit allen Mitteln bekämpft werden müssen. Für die augenblicklichen Verhältnisse macht sie die Regierung, die auf eine Koalition der Konservativen Partei, der Bauernpartei und der Demokraten zurückgeht, verantwortlich. Die jetzige und die letzte - hauptsächlich ... - Regierung hat im Mai zum zweiten Mal seit 1983 die Tarifverträge außer Kraft gesetzt, um, wie sie begründete, die Inflationsrate drastisch zu senken. Dies bedeutet, daß, wegen der instabilen Währung, die Kaufkraft des Landes zurückgeht. Vor allem Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst leiden darunter, da sie ohnehin sehr schlecht .... und keine Möglichkeit hatten, direkt mit ihrem Arbeitgeber zu verhandeln. Und in einem Land, wo es fast unmöglich ist, Wohnungen zu mieten, wo man erst eine Wohnung kaufen muß, ..... , macht es viel aus, wenn vor allem die ... die ganze Last tragen müssen.
Die isländische Präsidentin hat laut isländischer Verfassung die Möglichkeit, ein Gesetz abzulehnen, indem sie ihre Unterschrift verweigert. Sie kann dafür sorgen, daß eine Volksabstimmung stattfinden muß. Es ist nie vorgekommen, daß eine PräsidentIn seine/ihre Unterschrift verweigert hat, aber Sigrun (Thorsteindottir) behauptet, daß - ... - das zum Beispiel Tarifverträge außer Kraft setzt, gesetzt hätte. Inzwischen hat Sigrun an den isländischen Gesetzesbund und die ... der Öffentlichen Dienste appelliert, ihre Kandidatur zu unterstützen - ohne Erfolg.
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