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8. - 12. September 2024

Hamburg Inselhopping

  • "Hamburgs Wilder Osten" auf den Flussinseln süd-östlich des Stadtzentrums und Ausflug zur Insel Neuwerk im Wattenmeer vor der Elbmündung - mit alternativer Hafenrundfahrt
  • 1.080 € (DZ/HP/ohne Anreise) - auch ohne Übernachtung in Hamburg möglich: dann 860 €
  • mit 3 Übernachtungen in Hamburg-Wilhelmsburg und 1 Übernachtung auf der Insel Neuwerk
  • Reiseveranstalter: Ventus-Reisen

mit Gernot Knödler und Jan Kahlcke (beide taz nord)

Zum Programm gehören - neben einer alternativen Hafenrundfahrt und dem Ausflug zur Insel Neuwerk – Stadtspaziergänge auf vier der innerstädtischen Flussinseln Hamburgs. Dabei entdecken wir u.a. Hamburgs kleinstes Stadtteilkulturzentrum Mikropol und die Baustelle für Hamburgs größtes Hochhaus, den Elbtower. Wir besuchen die Poliklinik Veddel, die sich um eine faire Gesundheitsversorgung für alle bemüht, und lassen uns zeigen, was die Internationale Bauausstellung mit dem Arbeiter- und Migranten-Stadtteil Wilhelmsburg gemacht hat - mit 4 Übernachtungen, drei im ökologischen Raphael Hotel Wälderhaus in Hamburg-Wilhelmsburg und eine auf Hamburgs Insel Neuwerk im Wattenmeer vor der Elbmündung (Teilnahme auch nur mit der Übernachtung in Neuwerk möglich, nicht in Hamburg).

Themen der Reise

Zur Begrüßung treffen wir uns in den Redaktionsräumen der taz nord in Hamburg-Altona. Dort erfahren Sie nicht nur etwas über die Arbeit der taz, sondern können auf einer großen Karte sehen, dass zentrale Stadtteile Hamburgs südlich und östlich des Zentrums eigentlich Inseln zwischen verschiedenen Elbarmen und Kanälen sind, darunter die größte Flussinsel Europas: Wilhelmsburg.

Sie liegen eher abseits der üblichen Touristenrouten, stehen aber im Zentrum der Diskussionen um die zukünftige Stadtentwicklung Hamburgs. Das erfahren Sie bei der Reise in Begleitung der taz-Redakteure Jan Kahlcke und Gernot Knödler.

Aktivitäten

Neue Stadtviertel entstehen auf der Flussinsel Grasbrook, im Hintergrund das Zentrum Hamburgs

Rothenburgsort

Zwei S-Bahn-Stationen hinterm Hauptbahnhof fängt „Hamburgs Wilder Osten“ an. Und genauso heißt auch die rührige Initiative, die sich seit drei Jahrzehnten vor allem um die Stadtentwicklung in Rothenburgsort und Umgebung kümmert. Oder auf Rothenburgsort, wie es eigentlich heißen muss. Denn auch wenn man es nicht auf den ersten Blick sieht: Hamburgs zentralster abgehängter Stadtteil ist eine Insel, umschwappt von Norderelbe, Bille und Kanälen.

An einem ehemaligen Klohäuschen stellt uns Reiseleiter Jan Kahlcke einen bekannten Aktivisten aus Hamburgs wildem Osten vor: Ingo Böttcher. Er ist auch bei „Mikropol“ engagiert, der kleinen Initiative, die das Klohäuschen zu einem Stadtteil-Kulturzentrum umgebaut hat. Und die, der Name lässt es ahnen, eigentlich auf Größeres hinaus will: nämlich das benachbarte Gelände der ehemaligen Branntweinmonopol-verwaltung einer nichtkommerziellen Nutzung zuführen, durch und für den Stadtteil.

Grasbrook

So ein nicht-kommerzielles Gegengewicht wird umso wichtiger, da nun auf dem benachbarten Grasbrook Hamburgs höchster Wolkenkratzer gebaut wird, der 200 Meter hohe Elbtower, der seinen nicht nur physischen Schatten auf Rothenburgsort werfen wird.

Die Befürchtung der Einwohner:innen ist klar: Das vom heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) persönlich durchgedrückte Megaprojekt könnte auch die noch moderaten Mieten in der Nachbarschaft mit in die Höhe ziehen. Durch den Elbpark auf der Halbinsel Entenwerder gehen wir zur Baugrube und schauen uns an, ob auf der Baustelle schon wieder Betrieb ist oder die Finanziers nach der Insolvenz des Investors Benko noch um den Weiterbau ringen.

Die Fischgaststätte in Veddel kann bleiben Marcus Brandt, dpa

Die Veddel

Wir ziehen weiter, auf die nächste Insel: die Veddel. In den Klinker-Mietskasernen auf der Veddel, zwischen Bahngleisen und Hafenbecken, wohnten traditionell Hafenarbeiter:innen. Die sind heutzutage häufig eingewandert, meist schon lange keine Hafenarbeiter:innen mehr und unter anderem deswegen arm.

Mittag kann, wer will, in der Veddeler Fischgaststätte zu sich nehmen. Hier gibt es neben diversen Fischspezialitäten nur Kartoffeln in verschiedenen Aggregatzuständen. Nach über 90 Jahren war diese Institution bedroht: Die Stadt will sich, passend zum glitzernden Elbtower, ein neues, repräsentatives Entrée bauen, die Bretterbude sollte weichen. Tausende Hamburger:innen haben eine Petition gegen die Vertreibung unterschrieben, die Stadt lenkte schließlich ein.

Dass Gesundheitsversorgung eine Klassenfrage ist, hat die Corona-Pandemie einmal mehr gezeigt. Die Betreiber:innen der Poliklinik auf der Veddel wussten das schon lange vorher und haben sich auf die Fahnen geschrieben, die strukturellen Nachteile des Quartiers auszugleichen.

Tatsächlich gelang es ihnen, in der Frühphase der Pandemie ein eigenes, mehrsprachiges Impfangebot auf die Beine zu stellen, lange bevor die Stadt über so was nachdachte. Klinikmitarbeiter:innen erklären uns, warum das wichtig war, und schildern uns ihren täglichen Praxisalltag.

Die andere Hafenrundfahrt

Am Nachmittag gehen wir an Bord einer Barkasse, die mit uns durch den Hamburger Hafen schippert. Hier werden Güter aus aller Welt gelagert, bewegt und verarbeitet. Dies hat sich in den letzten Jahrzehnten gewaltig verändert.

Die Auswirkungen auf die Hafenarbeit, die Lebensqualität in den Hafenvierteln und die Umwelt macht uns Klaus Baumgardt vom Förderkreis „Rettet die Elbe“ mit seiner alternativen Hafenrundfahrt anschaulich. Wir schauen hinter die Fassade des allseits bekannten Postkartenmotivs des Hamburger Hafens und beleuchten mit Themen wie Energiepolitik, Elbvertiefung und Gewässerverschmutzung die Schattenseiten des Hafens. Die Barkasse bringt uns am Ende zurück ans Festland – zum Abendessen in der Nähe der Speicherstadt.

Blick auf den Hamburger Hafen, im Vordergrund die Landungsbrücken Archiv

Wilhelmsburg

Durch den Deichbau wurde im 18. Jahrhundert aus vielen kleinen Elbinseln der Stadtteil Wilhelmsburg. Diese größte Hamburger Insel zwischen der Noder- und der Süderelbe erkunden wir am nächsten Tag, wieder mit taz nord-Redakteur Jan Kahlcke. Bis heute ist dieser Stadtteil so vielfältig, dass er nicht in einem Satz oder Foto zu fassen ist – nicht allein wegen der schieren Größe, sondern auch wegen der Vielzahl an architektonischen Stilen und interkulturellen Einflüssen.

Mehr als 53.000 Hamburger:innen leben hier, ein Viertel davon ist jünger als 25 Jahre alt. Wilhelmsburg ist jung, multikulturell und links. Ein bisschen weht hier der Vibe aus dem Schanzenviertel der 80er Jahre. Die vom Hamburger Senat erwünschte Gentrifizierung hat bisher nicht recht funktioniert, überall kleben Anti-Nazi- oder Refugees-Welcome-Sticker und die Anwohner:innen rund um die Fährstraße tragen gern schwarze Kapuzenpullis.

In der Veringstraße reihen sich Döner-Imbisse, portugiesische oder asiatische Restaurants und kleine Gemüseläden. Die Gründerzeitfassaden bröckeln hier und da, vermitteln aber ein urbanes Gefühl, während ein paar Ecken weiter dann Schafe auf einem Deich neben rostigen Schiffscontainern grasen. Es gibt in Wilhelmsburg Wohnblocks und Einfamilienhäuschen mit Garten, tausende Satellitenschüsseln, mit denen Nachrichten aus den Heimatländern empfangen werden, und ur-deutsche Gaststätten.

Das Kulturzentrum "Honigfabrik" auf Wilhelmsburg Andrea Maestro

Wir beginnen den Tag in der Geschichtswerkstatt des Stadtteils. Dort erfahren wir die Hintergründe der Sturmflut-Tragödie von 1962 anhand von Zeitzeug:innenberichten und Bildern, zusammengetragen von Leiter Oliver Menk. Die Geschichtswerkstatt hat ihr Büro in der „Honigfabrik“, einem Backsteingebäude mit hohem Schornstein, das 1906 als Margarinefabrik geplant wurde, heute ein Zeugnis der Industrialisierung des Arbeiter:innen-Stadtteils Wilhelmsburg.

Sigrun Clausen kennt diese Nachbarschaft gut. Sie schreibt für das Stadtteilmagazin Wilhelmsburger Inselrundblick. Bei einem Spaziergang durch das Reiherstiegviertel berichtet sie uns von Gentrifizierung, Zusammenleben und einem Stück unberührter Natur, das dem Wohnungsbau weichen soll: dem Wilden Wald. Der entstand nach der schweren Sturmflut 1962, von der Wilhelmsburg so stark betroffen war, wie kein anderes Gebiet. 315 Menschen verloren in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 ihr Leben, mehr als 200 allein in Wilhelmsburg.

Unterwegs klingeln wir bei einem von außen recht unscheinbaren Wohnhaus in der Fährstraße 115. Es ist Hamburgs erstes Wohnprojekt, das vom Klimawandel bedroht ist: Wenn Hamburg die Deiche erhöht, muss das Gründerzeithaus weichen. Muss? Nur wenn die Straße so breit bleibt wie bisher ... Die Bewohner:innen erzählen uns von ihrem juristischen Kampf gegen Hamburgs Behörden.

Zurück in der Honigfabrik gibt es im Café Pause (optional) ein Mittagessen.

Danach widmen wir uns dem moderneren Gesicht Wilhelmsburgs. Hinter der S-Bahn-Station ist im Zuge der Internationalen Bauausstellung ein ganz neues Viertel entstanden. Der Hamburger Senat wollte so den „Sprung über die Elbe“ schaffen und die südlichen Viertel Hamburgs aufwerten, von denen im Norden einige meinen, sie gehörten schon zu Niedersachsen. Hier ist moderne Architektur zu bestaunen, gegen die Anwohner:innen nicht wenig protestiert haben. Wir haben exklusiven Zugang auf das Dach des Energiebunkers, von dem sich der Stadtteil Wilhelmsburg von oben bestaunen lässt. Den Abend lassen wir in einem Restaurant in Wilhelmsburg ausklingen.

Der alte Wehrturm auf der Insel Neuwerk Christian Charisius, dpa

Insel Neuwerk im Wattenmeer vor der Elbmündung

Die Insel Neuwerk ist Hamburgs Vorposten an der Elbmündung. Ihr Wahrzeichen ist ein im Jahre 1310 fertiggestellter Wehrturm, der die Hanseatischen Kaufleute und ihre Geschäftspartner gegen See- und Strandräuberei schützen sollte und als Seezeichen diente.

Auf der Insel mitten im hamburgischen Teil des Nationalparks Wattenmeer wohnen nur eine Handvoll Familien, die vom Tourismus und der Landwirtschaft leben. Draußen vor dem Deich tobt das Meer und fegt der Wind über das Watt – ein wilder, ganz besonderer Lebensraum, der von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt worden ist.

Von Cuxhaven aus geht die Fahrt – bei Ebbe – mit Gernot Knödler auf pferdebespannten Wattwagen nach Neuwerk, begleitet von den spitzen Schreien der Möwen und Austernfischer. Angepasst an den Tidenkalender unternehmen wir zu Fuß eine kurze Exkursion ins Watt, um zu erfahren, wie das Watt sich anfühlt und wie Würmer, Muscheln und Krebse mit den schwierigen Lebensbedingungen dort zu Rande kommen. Auf der Insel gibt es eine Gelegenheit zum Mittagessen.

Am Nachmittag wird Gernot Knödler über die Geschichte Neuwerks berichten, wie aus gescheiterten Hafenplänen eine künstliche Insel wurde und warum sich Hamburg schwertut, die Zufahrt zu seinem Hafen frei zu halten.

Am letzten Tag geht es dann noch einmal um Wind, Wasser und die Landschaft und was eigentlich den Nationalpark ausmacht. Nach dem Mittagessen wird etwas freie Zeit sein, um auf eigene Faust die Insel zu erkunden, etwa bei einem Spaziergang in den Salzwiesen oder einem Besuch der Gezeiten im Zeitraffer im Nationalparkhaus. Den Abschluss bildet die gemeinsame Rückfahrt im Wattwagen sowie ein gemeinsames Mittagessen an Festland. Anschließend geht es mit der Regionalbahn von Cuxhaven zurück zum Hamburger Hauptbahnhof.

Beginn und Ende der Reise:

Wir treffen uns am Sonntag, 8. September, um 17 Uhr im Raphael Hotel Wälderhaus (Am Inselpark 19 in Hamburg-Wilhelmsburg, 400 m. neben der S-Bahn-Station Wilhelmsburg, zum Hamburger Hauptbahnhof sind es 5 Stationen mit der S 3)

Ende der Reise: Donnerstag 12. September gegen 17 Uhr am Hamburger Hauptbahnhof

Die Fahrt auf die Insel Neuwerk geht nur bei Ebbe mit dem Pferdewagen durch das Watt Christian Charisius, dpa

Reiseleiter Jan Kahlcke (1. Abend, 2. + 3. Tag)

Der Politikwissenschaftler ist seit 2006 Redaktionsleiter der taz nord, er lebt in Hamburg.

Reiseleiter Gernot Knödler (1. Abend, 4. + 5. Tag)

Gernot Knödler hat in Berlin Politische Wissenschaft studiert und bei der Märkischen Oderzeitung in Frankfurt/Oder volontiert. Bei der taz.nord arbeitet er seit 1998 als Redakteur und Autor mit den Themenschwerpunkten Wirtschaft, Umwelt und Stadtentwicklung.

Bitte buchen Sie die Reise direkt beim Reiseveranstalter

Die Reise kann nur beim Veranstalter gebucht werden, auch wenn sie auf dessen Website nicht aufgeführt ist.