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29.03.2022 , 13:28 Uhr
Sind Soldaten Mörder, Herr Chrupalla?
In der Generaldebatte des Bundestages zum Ukraine-Krieg hat Tino Chrupalla, Partei- und Fraktionsvorsitzender der AfD, Waffenlieferungen an die Ukraine u. a. mit der Begründung abgelehnt, dadurch würde "Blut an den Händen der deutschen Bürger kleben". In jedem Falle klebt Blut an Soldatenhänden: Den russischen wie den ukrainischen. Nur dass die einen die Angreifer sind, und die anderen sich verteidigen. Wer beides moralisch nicht unterscheiden mag, kann auch sein eigenes Land nicht verteidigen wollen. Für den folgt logisch zwingend: "Soldaten sind Mörder". Eine solche Antifantenideologie passt denkbar wenig in eine Partei, die sich als patriotisch präsentiert.
Doch wenn es gegen die Ukraine geht, übernimmt Chrupalla sogar Moskaus Propaganda gegen Rechts ohne Bedenken. So hatte er in seinem Gastkommentar "Ein Europa von Lissabon bis Wladiwostok" in der Jungen Freiheit vom 12.07.2021 behauptet: "Gerade in der Ukraine lassen sich junge Leute mit neonazistischen Parolen gegen die Russen aufstacheln. Aus Naivität, falscher Berechnung oder fehlgeleitetem Nationalismus lassen sie sich als Spielball hegemonialer Interessen in einem weltpolitischen Spiel mißbrauchen, das sie nicht verstehen." Sicherlich existiert Neonazismus: In Deutschland relativ wenig, in der Ukraine mehr - aber am meisten in Russland. Politische Bedeutung hat er freilich in keinem dieser drei Länder. Dennoch instrumentalisiert Putin den Vorwurf gegen die Ukraine. Gleichzeitig dient er den deutschen Machteliten für ihren Konkurrenzkampf gegen die AfD. Ein AfD-Vorsitzender, der ukrainische Patrioten mit dem Nazi-Vorwurf überzieht, spielt daher eine seltsame Rolle: Hat er die Hetze der Konkurrenz dermaßen internalisiert, dass er sie nunmehr nach außen projiziert?