Profil-Einstellungen
Hier könnten Ihre Kommentare stehen
Herzlich willkommen.
Auch Sie haben eine Stimme und auch die soll gehört und gelesen werden.
Hier werden alle Kommentare gesammelt, die Sie verfassen. Außerdem können Sie Kontaktmöglichkeiten hinterlegen und sich präsentieren.
Wir freuen uns, wenn Sie die taz.kommune mit Ihren klugen Gedanken bereichern.
Viel Freude beim Lesen & Schreiben.
meine Kommentare
04.03.2023 , 12:24 Uhr
Immer wieder wurde ich als kinderlose und ledige Frau damit konfrontiert, dass ich gefälligst solidarisch zu sein hätte, gemeint war: steuerlich solidarisch. Meine Kinderlosigkeit wurde mir gar in beruflichem Zusammenhang als Inkompetenz ausgelegt.
Meine Solidarität mit der Gesellschaft drücke ich auf meine Art so aus: Über 20 Kinder von Kollegen und Kolleginnen habe ich im Laufe meines Arbeitslebens auf die Welt kommen sehen, habe für Eltern gearbeitet, wenn Fieberschübe, Windpocken, Unfälle etc. sie an die Seite ihrer Familie gerufen haben. Ebenso, wenn es um Pflegefälle ging. Solidarität hat für mich in erster Linie mit Anstand zu tun, nicht mit Geld. An den Anstand von denen in hohen Gehaltsklassen zu appellieren um Geld in die Staatskassen zu bringen, naja... Und hier hat dann Solidarität doch gewaltig was mit Geld zu tun. In unserem unsolidarischen (und nach meiner Meinung unanständigen) Steuersystem werden derzeit niedrige und auch mittlere Einkommensklassen unproportional belastet, und so auch Kinderarmut, Altersarmut und Pflegekostendilemma im Steuersystem mitverantwortet. Frauen trifft es überproportional. Und da bin ich schon wieder dabei.
Woher aber kommt die immer wieder auftauchende Forderung, Kinderlose höher zu belasten? Alter Wein in neuen Schläuchen: „Die Bedeutung der nationalsozialistischen Bevölkerungsideologie zeigte sich dabei auch in den Tarifen des Einkommensteuergesetzes, wurden doch kinderlose Ehepaare und Ledige unabhängig von ihrem Gehalt vom deutschen Fiskus ungleich höher als in anderen Ländern Westeuropas besteuert.“ (nachzulesen auf der Webseite zur Geschichte des Reichsfinanzministeriums) Nein, das ist nicht die Nazikeule, sondern eine ungebrochene Tradition, die menschenverachtend war und ist. Es gilt wertfrei zu schauen: Wie viel verdient jemand und für wie viele Menschen kommt er / sie auf, ob Kinder, Eltern, Geschwister, Partner, Freunde? Wozu braucht es also Termini wie „kinderlos“ und „ledig“ im Steuerrecht eigentlich?
zum Beitrag14.11.2021 , 10:28 Uhr
Die Antwort könnte von mir sein, sie trifft auf mich ganz genau zu. Nur der erste Satz müsste dann lauten:"Ich als Frau..." ------------------- Als ich noch im gebährfähigen Alter war, so vor 20 bis 30 Jahren, wurde mir bei mehreren Einstellungsgesprächen übrigens die berühmte (und eigentlich verbotene) Schwangerschaftsfrage 'Wollen Sie noch ein Kind bekommen?' gestellt.
Einmal (Arbeitgeber katholische Institution) habe ich geantwortet: "Wenn ich schwanger werde, werde Sie ganz sicher nicht der erste sein, der es erfährt." Kritik an meiner Arbeit hörte sich dann so an: "Sie haben es ja auch nicht mal hinbekommen, Kinder in die Welt zu setzen. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Kollegin XY, die hat zwei Söhne und bekommt es trotzdem besser hin." Abgesehen von der Unverschämtheit, kommt noch hinzu, dass Kollegin XY eine Teilzeitkraft für einfachste Arbeiten war, und ich in einer Führungsposition mit 60 Std. pro Woche. Da sind die Aufgabengebiete und das Zeitmanagement nicht mal annähernd vergleichbar.
Als meine Mutter pflegebedürftig wurde, wurden mir ständig Steine in den Weg gelegt, während Kolleginnen mit Kindern selbstverständlich frei bekamen, wenn die Kinder krank waren, was ich auch richtig finde - nur: pflegebedürftige Angehörige sind ein ebenso guter Grund, warum man mal eher heim muss oder an einen Tag später kommt. Das Pflegezeitgesetz kam dann ja auch irgendwann... Kirchliche Arbeitgeber können halt sehr speziell sein.
zum Beitrag