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16.09.2021 , 16:02 Uhr
"3.) Über den Zusammenhang von Sprache und Bewusstsein ist nun wirklich reichlich gedacht und geschrieben worden. Die komplette Linguistik, Neuro-Linguistik und Semiotik beschäfftigen sich praktisch mit nichts anderem, aber auch in der Philosophie und Psychologie ist reichlich dazu gearbeitet worden, etwa von Lacan oder Derrida. Wenn ihnen also "nirgendwo auf der Welt Indizien bekannt" sind, sind sie offenbar reichlich schlecht informiert."
Was sie da anführen ist ein Potpurri aus Begriffen und Namen, die beeindrucken bzw. überfordern sollen. Wer aber aber weiß, was sie da alles zusammenwerfen wollen und dann auch noch liest, dass sie ausgerechnet Derrida und Lancan in diesen Sprachaktivismus mit reinziehen wollen, der bekommt vor Lachen kaum noch Luft.
Die handvoll Studien, die in einem Feedback-Loop immer wieder durchs Dorf, bzw. linguistisch überforderte Wissenschaftsredaktionen gejagt werden, und nachweisen sollen, dass Deklinationsklassen auf Geschlechterwahrnehmung Einfluss haben, sind in Methodologie und Aufbau ziemlich ernsthafte Rohrkrepierer. Aber wen störts, solang das nur die Fachkollegen merken? Wenn denn wenigstens ein paar Linguisten die ganzen Neurologen, Psychologen und Pädagogen mal davon abhalten würden, in fremden Gefilden zu wildern, aber nein: die meisten dieser Studien müssen sich sprachwissenschaftl. Kompetenz nicht vorwerfen lassen und sind segensreich unwissend, was Sprachgeschichte angeht. So schnattern in Medien und Wissenschaft blinde Hühner miteinander und ernsthafte linguistische Arbeit, z.B. zum indogerm. Ursprung unseres Genussystems, geht so sehr über deren Horizont, dass ein paar Buzzwords wie 'Semiotik' sie zutiefst beeindrucken. Ergebnis ist eine offenkundige Scharlatanerei durch Knalltüten wie Nübling, Lobin und Stefanowitsch und natürlich durch Kommentare wie ihre.
zum Beitrag16.09.2021 , 14:36 Uhr
Das stimmt sprachwissenschaftl aber nicht. Genaugenommen werden im Deutschen Wörter wie Messer, Gabel, Löffel ja auch nicht gegendert sondern in Deklinationsklassen eingeordnet, die historisch nichts mit Geschlechtern zu tun haben sondern mit Aspekten wie Konkretheit vs. Abstraktion und in hist. Zeit nur bei konkreten Personenbezeichnungen als Marker für Geschlecht herangezogen wurden, weil sie eben da waren. Das ist bis heute so geblieben: In 99% der Fälle gibt das Genus im Deutschen kein Geschlecht sondern eine Deklinationsklasse an. Die Bezeichnung 'Genus' ist darum auch höchst unglücklich. Insofern hat das Englische, wenn man richtig hinsieht, genausoviel Gelegenheiten zu gendern, wie das Deutsche. Es tut es halt nur nicht, weil es keinen Anlass dazu sieht.
zum Beitrag16.09.2021 , 14:08 Uhr
Das Deutsche baut glottale Pausen über die Zeit hin konsequent ab. Wörter wie 'einander' und 'Hebamme' hatten sie ursprünglich. In den populären Beispielen 'Spiegelei' und 'naiv' passiert das in der Satzprosodie ja auch schon jetzt.
zum Beitrag16.09.2021 , 00:23 Uhr
"Den Frauen hat die Sprache jahrhundertelang nicht gehört."
Bin immerwieder erstaunt über diese so selbstevident daherkommende, falsche Phrase. Die kann nur von jemandem kommen kann, der glaubt, Sprache sei ein Elitenprodukt und nur die Elite dürfe sie bestimmen. Dabei ist sie genau das nicht. Welche Formen überleben und welche nicht, welche Wörter sich etablieren, welche aussterben, ist durch die Geschichte jeder Sprache hindurch eine so dermaßen graswurzelige Entscheidung der ungewaschenen Massen gewesen, dass es manch einem Salonlinken übel werden dürfte. Frauen hatten ihren großen Anteil daran und waren oftmals die gesprächigeren: Märchen erzählt man sich nicht beim Holzfällen sondern in den Webstuben. Mündliche Überlieferungen, lange Zeit das einzige Mittel des gemeinen Volkes, haben wir Frauen zu verdanken.
Ausgleichs- und Inklusionsbemühungen von oben haben immer den Bias des elitären: In der Bildung, in der Erwartung und im Anspruchsdenken. So wird das nichts.
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