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18.08.2021 , 13:23 Uhr
Das "Projekt Afghanistan" war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Wenn man ein Feuchtbiotop renaturieren will, reicht es nicht, Wasser hineinzupumpen, sondern Zu- und Abflüsse müssen angepasst werden. D.h. es reicht nicht, die Taliban mit militärischer Übermacht zu verdrängen, sofern Gesellschaftsstrukturen unverändert und Finanzierungs- sowie Ideologisierungsinfrastrukturen ignoriert bleiben.
Eine Installation westlicher Werte, Ideologie und Infrastruktur innerhalb von 20 Jahren nachhaltig von außen aufzuprägen, hätte auch in Europa vor 400 Jahren nicht funktioniert. Der 30jährige Krieg hat zwar manches verändert, aber Europa war auch danach ungefähr so autokratisch und repressiv organisiert wie Afghanistan jetzt (wieder).
Afghanistan ist ein armes Land. Arm heißt auch, dass die Repressions- und Kriegslogistik nicht von innen kommen kann, sondern externe Interessengruppen, offen oder verdeckt staatlich organisierte, die treibende Kräft darstellen. Da dies ein Tabuthema ist, ist jede Vision einer nachhaltigen Veränderung von innen zum Scheitern verurteilt.
Solange die Waffenlieferungen der westlichen (und fast-westlichen = Russland) Staaten an die Taliban - aus wirtschaftlichen Gründen - ausgeblendet bleiben, ist jede militärische Intervention genau dies: eine Intervention, die nach Beendigung zu der vorherigen Situation zurückschwenkt.
Solange die Indoktrination radikalislamischer Vorstellungen im Ausland (Pakistan) unverändert stattfindet, kann sich in Afghanistan von innen heraus kein neues, wie auch immer geartetes, gar demokratisches System etablieren.
Diplomatie nur mit afghanischen (pseudo-)Machthabern ist ineffektiv, sofern die Geld*- und waffenliefernden Staaten nicht mit einbezogen werden.
Nachdem Russland vor 20 Jahren und nun "der Westen" aufgegeben hat, bleibt spannend, wer sich als nächster Akteur auf diese Spielwiese begibt. Nur "ganzheitliche Diplomatie" kann hier erfolgreich sein.
*dazu gehören auch die Opiatabnehmer!
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