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06.07.2021 , 20:02 Uhr
Als Traumatherapeutin, Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin ärgere ich mich über diesen Artikel wie so häufig über Artikel, Videos und Audios, in denen sich JournalistInnen in undifferenzierter und unqualifizierter Weise über psychische Traumatisierungen bzw. vermeintliche psychische Traumatisierungen äußern. Die Behauptung, Frauen erlebten eine Fehlgeburt "in der Regel" als traumatisch, ist unhaltbar - und das glücklicherweise! Diese Behauptung wird schon durch eine andere Aussage im Artikel widerlegt: nur ca. 20 Prozent der Frauen, die eine Fehlgeburt erlebt haben, entwickeln eine posttraumatische Belastungsstörung, Depression oder andere Traumafolgestörung! Das bedeutet, dass 80 Prozent dieser Frauen die Fehlgeburt nicht als traumatisierend erlebt haben - was eine richtig gute Nachricht ist.
Nicht jedes emotional belastende Ereignis ist ein traumatisches Ereignis, auch nicht jedes emotional sehr belastende Ereignis (das wäre korrekt als "kritisches Lebensereignis" zu bezeichnen). Ein traumatisches Ereignis ist ein emotional EXTREM belastendes Ereignis, dessen seelische Verarbeitung durch die traumatisierte Person nicht gelingt, weil ihre INDIVIDUELLEN seelischen Bewältigungsmöglichkeiten überfordert sind. Ob ein emotional EXTREM belastendes Ereignis tatsächlich als traumatisches Ereignis erlebt wird, entscheidet sich in dem Individuum, das dieses Ereignis erlebt. Das bedeutet, dass es kein objektiv, unabhängig vom erlebenden Individuum, zu definierendes traumatisches Ereignis gibt, sondern dass ein bestimmtes emotional extrem belastendes Ereignis MÖGLICHERWEISE und SUBJEKTIV, von einem einzigen Individuum oder mehreren, aber eben nicht von allen, als traumatisch erlebt und definiert wird. Es gibt also keine objektive Definition eines psychischen Traumas, so dass man korrekterweise davon sprechen muss, dass ein emotional extrem belastendes Ereignis ein POTENTIELL traumatisierendes Ereignis ist.
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