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01.06.2021 , 16:09 Uhr
"Uralt" und "Verhaltenskodex" sind, genau wie "normal" extrem zeit- und kontextabhängig - und machtpolitisch aufgeladen. Was in Westeuropa bis vor dreihuntert Jahren "normal" war (z.B. Hexenverbrennungen) ist heute indiskutabel, ebenso wie die Prügelstrafe, die noch vor 70 Jahren in Schulen üblich war. Homosexualität stand in der BRD bis 1969 strafbar, da hat sich der Kodex geändert etc. etc. Auch auf höchster politischer Ebene, hinsichtlich der Idee der Nation als Kontainer für Bevölkerungen und Kulturen, hat sich einiges getan. Wie hat Georg Elwert (1989), bezugnehmend auf Benedikt Anderson, nicht so schön geschrieben: "Die objektive Modernität der Nationen als kulturelle Artefakte in den Augen der Historiker steht ihrem subjektiven Altertum in den Augen der Nationalisten entgegen." Bezüglich der Legitimation politischen Handelns in bestimmten Kontexten hat Max Weber hat vor über 100 Jahren schon erkannt, dass "traditionell" oft die "Berufung" auf das "Althergebrachte" als Legitimation braucht (selbst wenn faktisch Neuerungen eingeführt werden). Inofern: das Gerede von "...wer da nicht mithält,der verhält sich "unnormal"..." ist analytisch gesehen Quatsch aber stellt gelichzeitig ein wunderbares Beipiel dar für die von Claudia Liebelt angesprochene strukturelle Gewalt, die sich hinter dem Vorwurf, die gesellschaftliche Normalität zu stören,verbirgt.
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