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01.08.2020 , 01:41 Uhr
Lanz hatte eine Schauspielerin zu Gast die mit viel Mühe Angstattacken und Depressionen überwunden hatte und darüber ausführlich reden wollte. Mein Bruder hat das nicht geschafft, wie viele tausend Menschen pro Jahr. Lanz salbaderte den typischen Stammtisch-Mist von Selbstmotivation, viel Sport und Reisen einfach dazwischen. Die Frau war ganz verdutzt "...ich konnte aber nichmal aufstehen, wie sollte ich da Sport machen..." Lanz winkt ab und blubbert weiter seinen gequirlten Quark von Überwindung usw. Ich hätte die Glotze aus dem Fenster schmeissen können.
Meine Mutter, 94, fand Lanz immer sympathisch, ein fescher Kerl, gell? Bis zu diesem Abend.
Natürlich Doktor Lanz, Depressive sind nur zu doof für Sport und Reisen. Unfassbar. Für den dummen Spruch hätte man ihn absägen müssen, danach dürften sich vermutlich wieder jede Menge Menschen zusätzlich zum Leidensdruck der eigentlichen Krankheit wochenlang mit derartigen Ratschlägen quälen lassen.
Wer so arrogant mit Menschen in Extremsituationen umspringt, dem kaufe ich ein tiefergehendes Interesse an Menschen und deren Geschichten nicht ab. Der sieht und hört sich gerne selbst, mehr ist da nicht. Ich habe ihn danach nie wieder eingeschaltet, weil mich sofort wieder die Wut packt.
zum Beitrag01.08.2020 , 01:23 Uhr
"Ja, das ist ein typischer Spruch wie "ich behandle alle gleich".
Menschen haben aber unterschiedliche Erfahrungen. Und diese geht es anzuerkennen. "
Natürlich haben viele Menschen unterschiedliche, schlechtestenfalls überwiegend negative Erfahrungen.
Nur kann es nicht besser werden wenn man den Sockel in der Gesellschaft, der das normale Zusammenleben ohne viel blabla auslebt und ernst meint jetzt falsche Absichten unterstellt oder kleinste Fehler im interkulturellen Miteinander aufbläst. Ich stamme aus einer Stadt mit extrem hohem Ausländer-Anteil, viel Schwerindustrie, und wir haben hier minimale Schwierigkeiten im Zusammenleben. AfD und pro Irgendwas kaum messbar. Als wir einfach nur zusammengelebt haben, inklusive spontaner italienischer Sangesgruppe in der Altstadt oder türkischem Basar im Norden, ohne jedes Wort dreimal zu überlegen, bevor alles ausdiskutiert wurde war es besser. Und der Horst wußte daß der barsche, rauhe Ton vom türkischen Kollegen nicht sein normaler privater Umgangston war, sondern die einzige Art Deutsch die er kannte, nämlich gebrüllt in der Werkhalle.
zum Beitrag01.08.2020 , 01:05 Uhr
Vielen Dank für diesen Beitrag an Professor Levent Teczan. Mein bester Grundschulkamerad hieß Toni und war in Jugoslawien geboren. Mein bester Kumpel auf dem Gymnasium hieß Göksel, seine Eltern waren- sie könne es sich denken- aus der Türkei. Ich habe fünf Jahrzehnte meines Lebens jeden Menschen für seine Taten und seine Worte beurteilt. Wenn ich Streß mit einem Menschen anderer Abstammung hatte, dann garantiert nicht wegen seiner Abstammung. Wenn ich mit Menschen offensichtlich anderer Herkunft ins Gespräch komme, so kann doch nicht die Frage nach der Herkunft direkt ein Angriff sein. Ich hatte früher beruflich viel mit Afrikanern zu tun, und die freuen sich sogar häufig wenn man sie interessiert auf ihre Heimat anspricht, sie evtl. sogar auf der Karte einordnen kann. Ein Äthiopier oder Sudanese freut sich meiner Erfahrung nach wenn man ihm seine Abstammung ansieht, und er nicht einfach nur ein "Farbiger" ist. Koreaner, wie auch Japaner sind meist erfreut wenn man jemandem namens Watanabe oder Kim nicht mit chinesischem Essen kommt, auch wenn es nett gemeint ist. Die Attitüde des Fragestellers zählt, wer mit offenen Armen und Worten, und ein wenig Feingefühl ob die Frage genehm ist vorgeht wird schneller das Eis mit Migranten brechen, als jemand der sich aus ideologischen Gründen an jeden ranschleimt. Ihr Artikel spricht mir aus der Seele. Es scheint heutzutage wichtiger zu sein seinen vermeintlichen Antirassismus lautstark rauszuposaunen, anstatt ihn einfach nur alltäglich zu leben.
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