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21.06.2020 , 11:38 Uhr
Brot für die Welt, Kuchen für mich - leider nix Neues im linksgrünen Milieu. (So wie schon dieser Spiegel-Artikel von 2014 titelt: »Bahn predigen, Business fliegen« www.spiegel.de/wir...en-a-1002376.html)
Wenn hier aber betont wird »Meine Freiheit ist mir sehr wichtig.« schimmert unter dem gehobenen Selbstmitleid schon ein bemerkenswerter »Wohlstandstrotz« durch, wie Nico Paech es im taz-Interview nennt. taz.de/Niko-Paech-...d-Corona/!5680789/ Und eine erstaunliche Unbedarftheit. Denn die zitierten Reisewünsche wirken ja weit über den eigenen Tellerrand hinaus:
Fridays for future? Eine sehr privilegierte Sichtweise. Im globalen Süden findet der Klimawandel nicht in der Zukunft, sondern jetzt statt. Auch dank dem hier zum Ausdruck gebrachten Selbst(verwirklichungs)verständnis.
Climate Justice? Jedem Erdenmenschen stehen rein rechnerisch 1 bis maximal 2 t CO2-Ausstoß pro Jahr zu. Bereits ein Flug nach Bangkok und zurück bedeutet mehr als das doppelte dieses Budgets, nämlich rund 5,5 t. Warum bei den obigen Reisewünschen dennoch nur an einer Stelle so etwas wie »Flugscham« aufkommt? Vermutlich weil Fliegen nur knapp 3% des weltweiten CO2-Ausstoßes ausmacht? Glücklicherweise sind mehr als 80% der Menschheit noch nie geflogen. Zeigten diese (mit Recht) dieselbe Anspruchshaltung, wäre unser Planet wohl bald unbewohnbar. Wie gut, dass dem globalen Süden dafür die Mittel fehlen. Und wie gut auch, dass Simone Schmollack »in diesem Jahr« auf ihre Reise nach Asien verzichtet, um das Klima nicht noch weiter zu gefährden. Oder wie war das »um mich und andere keiner Gefahr auszusetzen« gemeint?
Black Lives Matter? Vor allem im globalen Süden sterben bereits jetzt Menschen an vom Klimawandel verstärkten Naturereignissen wie Dürre, Stürme oder Überschwemmungen. Die Zukunft sieht noch düsterer aus, wie im taz/futurzwei Interview mit Jonathan Safran Foer zu lesen:
zum Beitrag19.06.2020 , 17:04 Uhr
(>> Teil 2)
(taz.de/Jonathan-Sa...imakrise/!170881/) »…wir werden Millionen Kinder verlieren durch klimabedingte Hungersnöte und Krankheiten.« Und darunter werden nicht viele weiße Kinder sein.
Der Klimawandel ist eines der Schwerpunktthemen der taz. Zitat: »Um den Klimawandel aufzuhalten, müssten wir Treibhausgase senken, alternative Energien fördern, ökologisch leben.« Wir müssten? Nein, wir müssen.
Auch wenn man Nico Paech mit seiner radikalen Forderung nach Selbstverantwortung nicht in jeder Hinsicht zustimmen mag - wo er sicher recht hat (Zitat aus »All you need is less«): dass den sogenannten »opinion leaders« (und diesen lässt sich die taz für das linksgrüne Milieu ja durchaus zuordnen) eine besondere Verantwortung zukommt. Hier wirkt sich die Diskrepanz zwischen eigenem (linksgrünem) Anspruch und persönlichem Verhalten besonders fatal aus, - als Signal für ein ungebremstes »weiter so« und zudem als Angriffsfläche für Kritik aus der konservativen Ecke.
Wer sich also in der taz zitieren lässt, sollte kritisch das eigene klimaschädliche Verhalten hinterfragen. Und wer kein Vorbild sein möchte - sollte besser schweigen.
zum Beitrag