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28.12.2019 , 10:29 Uhr
Menschen pauschal zu Opfern machen und Kriminalisierung sind das letzte, was wir Sexarbeiter_innen brauchen. Das schwedische Modell ist in all den Ländern, wo es eingeführt wurde, vor allem für die marginalisiertesten Kolleginnen eine Kathastrophe. Mehr Gewalt, schlechtere Arbeitsbedingungen, weniger Verdienst. Aber Hauptsache über Menschenrechte fabulieren ohne mit denen zu sprechen, die dem Stigma ausgesetzt sind, das durch solche Artikel massiv verstärkt wird.... Zu sprechen mit starken, komplexen, widersprüchlichen, feinfühligen, verletzbaren Menschen. Die sich entschieden haben zu migrieren, oder ein paar Monate im Jahr in Berlin zu arbeiten, oder die für ihre Kinder Zeit haben wollen und für die deshalb die flexible Sexarbeit besser passt als andere Jobs. Kleine Erinnerung - Sexarbeit ist per Definition eine einvernehmliche geschäftliche Dienstleistung zwischen Erwachsenen. Alles andere ist Nötigung, Freiheitsentzug, Vergewaltigung usw und dafür gibt es entsprechende Gesetze. Alles in einen dramatisierenden Topf werfen schadet uns - sehr. Dramatisch ist vielmehr, dass es keine Beratungsstellen in allen Bundesländern für uns gibt, die von rumänischen, bulgarischen, spanischsprachigen Sexarbeiterinnen organisiert werden, die selber aus eigener Erfahrung wissen, wie Kolleginnen unterstützt werden können, für ihre Rechte und bessere Arbeitsbedingungen zu streiten. Dramatisch ist, dass es kein Bleiberecht gibt für Menschen, die vor Gericht aussagen. Dramatisch ist, dass wir Sexarbeiter_innen nicht als das gesehen werden, was wir sind: Menschen wie du und ich, die irgendwie ihr Geld verdienen (sei ehrlich, es gibt viele Berufe, die auch nichts für dich wären - das ist ok!) und die sonst einfach Enkel oder Mütter sind, oder Bloggerinnen, oder toll stricken oder Mottorrad fahren können, die Leseratten sind oder gern tanzen gehen, die Blumen lieben oder russische Märchenfilme. Bitte. Hör auf uns zu Opfern zu machen. Nur auf Augenhöhe macht es Sinn zu streiten.
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