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meine Kommentare
Kollege05
Aus meiner Praxis (Journalist) ein paar Anmerkungen.
zum BeitragJa, „Autorisierungen“ sind (Presse) quasi Standard geworden, das hat sich über Jahre so entwickelt.
Ich selbst kritisiere das, aber ich lasse mich (unter Bedingungen) darauf ein, weil ich es für fair halte, dass ein Gespräch so verlaufen kann, dass einer etwas sagt, das er „eigentlich“ so sonst nicht sagt. Kann passieren, finde ich, wenn es um eine einzelne Formulierung geht. Wenn einer etwa einen ironischen Ton anschlägt, etwas im Apostroph („..“) sagt, ist das sehr schwer abzubilden. Also solche minimalen „Korrekturen“ sind für mich ok. Ich gehe nicht zum Gespräch, um jemand in die Pfanne zu hauen. Soll man jedes „ähh“ abdrucken? Eben. Ich will auch kein Interview veröffentlichen, das einem Werbetext entspricht.
Allerdings bekommt man in der Praxis sehr oft „korrigierte“ Texte zurück, die mit dem „Gespräch“ (so, wie ich es auf dem Diktiergerät habe) nicht mehr viel zu tun haben. Es ist das Werk von persönlichen Mitarbeitern eines Politikers oder gleich von der Presseabteilung. Sehr oft stehen dann dort Passagen, die man längst gelesen hat, dummdreist hinein kopiert. Nach meiner Erfahrung (explizite Rückfragen!) wissen manche Politiker nicht einmal von den Veränderungen – sie vertrauen voll ihren Hilfsarbeitern. Und die sind sprachlich sehr oft so geschult, dass sie keine Ahnung von Sprache haben. Dafür stimmt die Grammatik meistens. Vor einem Interview sage ich dem Gesprächspartner, dass mir wichtig ist, dass ein Gespräch als solches erkennbar sein muss. Das unterscheidet sich fundamental von den „offiziellen“ Texten, auch in der Syntax.
Wie reagieren? Ich habe schon autorisierte Texte zurück geschickt mit der Anmerkung, dass es dieses Interview nicht gegeben hat. Und mir andere Leute gesucht.
Und: es gibt tatsächlich Politiker, die verzichten auf die Autorisierung. Wenn ich selbst jemand „linken“ würde, hätte ich wenig Argumente gegen Schmuddel- und Lügenpresse.