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16.08.2020 , 15:27 Uhr
Nils Schulz will also, ganz vernünftiger Lehrer, den Teufel mit dem Belzebub austreiben. Dass die merkwürdige Obsession unserer Bildungspolitik mit selbstoptimierenden Kompetenzen und technischen Lösungen nicht hilfreich ist, ist ebenso wahr wie der Druck kapitalistischer Zwänge auf Schule, Eltern und Kinder. Die Schule als Begegnungsort in kleinen, vertrauten Gruppen kann aber nur dann ein Gegenmittel sein, wenn man sich von abzuarbeitenden Lehrplänen und Noten, den Unterrichtsmitteln der Guten alten Zeiten, denen die Pädagog_innen deutscher Schulen immer noch hinterher jammern, möglichst weit entfernt. Denn ebenso wie Bildschirme sorgen diese für einen entfremdeten, durchgeplanten Unterricht, der keinesfalls anregenden Begegnungen, sondern Zwang, Stress und Schulangst bedeutet. Wenn das die Alternativen sind, nehme ich gerne die neoliberal-kapitalistische Bildschirmbildung anstelle der autoritär-kapitalistischen Lernfabrik an. Noch besser wäre aber, nicht zu behaupten, Noten ließen sich in einer Leistungesellschaft nicht abschaffen, denn unsere Notengesellschaft gaukelt die Hierarchie nach Leistung zum großen Teil erst vor. Ich wünsche mir von der taz, weder den Verfechter_innen einer völlig undurchdachten Digitalisierung der Schule, noch den Pauker_innen von Vorgestern das Wort zu reden. Schule in ihrer heutigen Form bedeutet Unterordnung und Pseudo-Leistung, Schule in ihrer imaginierten morgigen aufgesetzt-fröhliche Unfreiheit. Gegen beides muss 'die Linke', wenn es so etwas gibt, eine aufgeklärte und freiheitliche Bildung setzen, die in der überforderten Schulpraxis einfach nicht zu finden ist.
zum Beitrag11.07.2019 , 11:35 Uhr
Unangenehm, wie in der taz Links-Rechts-Gleichsetzungen betrieben werden, in einem Artikel, der doch eigentlich für eine angemessene politische Sprache sensibilisieren soll. Das eigentliche Problem ist doch, dass die ach so demokratischen Staats- und Regierungschefs vor der Wahl signalisiert haben, endlich ein demokratisches und transparentes Verfahren zur Ernennung der Kommissionspräsidentin einzuführen, jetzt aber, abweichend von diesem Verfahren, die Merkel-Vertraute und Neoliberale Von der Leyen den Posten bekommen soll. Die taz täte gut daran, nicht jeden irgendwie mittig erscheinenden Weiter-so-Unfug als 'Kompromiss' zu adeln oder zur demokratischen Entscheidung zu erklären, weil er von Leuten beschlossen wurde, die (vor Jahren und indirekt!) demokratisch gewählt wurden - schließlich gibt es nicht nur Input-, sondern auch Out- und Throughput-Legitimität, Entscheidungen müssen nicht nur von den 'Richtigen', sondern auch auf die richtige Weiße getroffen werden.
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