Profil-Einstellungen
Login Kommune
Hier könnten Ihre Kommentare stehen
Herzlich willkommen.
Auch Sie haben eine Stimme und auch die soll gehört und gelesen werden.
Hier werden alle Kommentare gesammelt, die Sie verfassen. Außerdem können Sie Kontaktmöglichkeiten hinterlegen und sich präsentieren.
Wir freuen uns, wenn Sie die taz.kommune mit Ihren klugen Gedanken bereichern.
Viel Freude beim Lesen & Schreiben.
meine Kommentare
08.03.2019 , 13:34 Uhr
@Peterbausv:
Ich habe nicht behauptet, dass sich die Mehrzahl der Befürworter mit dem Placeboeffekt auskennen würde. Ich bin ja im ersten Satz schon darauf eingegangen, dass viele Befürworter nicht verstehen, dass Globuli pharmakologisch wirkungslos sind.
Natürlich werden da oft ganz abenteurliche Wirkmechanismen behauptet, und ich dachte, das sei so offensichtlich, dass ich nicht weiter im Detail darauf eingegangen bin.
Was mich aber stört, ist, dass man oft auch dann mit diesen Leuten in einen Topf geworfen wird, die an "Quantenheilung" oder "feinstoffliche Wirkmechanismen" glauben, wenn man weiß, was ein Placeboeffekt ist.
Das liegt einfach daran, dass auch viele Kritiker*innen einem Irrtum erliegen, nämlich dem, dass Placeboeffekte nur eingebildete Wirkungen wären und keine realen. Jedenfalls reichen die Effekte in etlichen Fällen über subjektive Befindlichkeitsverbesserungen hinaus, wenn auch nicht immer.
Es gibt sogar Leute, die diesen psychosomatischen Wirkmechanismus als "Wunderglauben" bezeichnen - nach dem Motto: "Der Glaube soll Berge versetzen ..." - weil sie sich nicht vergegenwärtigen, dass auch eine Heilungserwartung ein realer Hirnprozess ist und nicht bloß irgendein ein "geistiger" Gedanke.
zum Beitrag08.03.2019 , 13:11 Uhr
Im verlinkten Faktencheck der Tagesschau heißt es am Ende:
"Die Debatte [unter US-Demokrat*innen in Virginia] bezieht sich tatsächlich auf die Bedingungen für späte Abtreibungen bei schweren Problemen in der Schwangerschaft ODER EXTREM SCHWER ERKRANKTEN KINDERN. Also um aktive oder passive STERBEHILFE - nicht um "Kindstötung" oder sogar "Mord", von dem Martenstein schreibt."
Bei aller berechtigten Kritik an Martenstein: Was soll "aktive Sterbehilfe" anderes sein als Mord, wenn sie an Säuglingen vollzogen werden soll, die sich den Willen zu sterben gar nicht selbst bilden können? Wir haben eine schreckliche Vergangenheit mit der Ermordung behinderter Menschen - darunter auch Säuglinge - und diese Praxis wurde mit Euphemismen begründet.
Da es im obigen Zitat im selben Zusammenhang auch um Abtreibungen geht, ist die Annahme naheliegend, dass es bei den erwähnten Kindern um schwerbehinderte Neugeborene geht.
Das ist auch keinesfalls abwegig, wenn man aktuelle bioethische Debatten mitverfolgt hat. Bis vor wenigen Jahren war es unter allen Linken und Liberalen humanistischer Minimal-Konsens, Forderungen nach einer Legalisierung der Tötung behinderter Neugeborener zu verurteilen. Nie wieder sollte menschliches Leben als lebensunwert kategorisiert werden. Einst hatten Behindertenverbände, Menschenrechtler*innen und Linke, darunter auch die taz [1], gegen die entsprechenden Thesen protestiert, nachdem Peter Singer sie in den bioethischen Diskurs eingeführt hatte. Mittlerweile werden Singers Thesen nicht nur vom humanistischen Pressedienst [2], sondern sogar von der Bundeszentrale für politische Bildung [3] verteidigt. Auch darin zeigt sich der Rechtsruck.
Die rhetorische Frage: "Wer will das denn überhaupt?" lenkt von dieser Gefahr ab.
-
[1] www.taz.de/!1788534/
[2] hpd.de/artikel/11789
[3] www.bpb.de/gesells...smus-peter-singers
zum Beitrag06.03.2019 , 19:27 Uhr
Liebe taz,
dass die pharmakologische Wirkungslosigkeit von Globuli bei vielen Befürwortern nicht ankommt, ist leider nur die halbe Wahrheit.
Bei etlichen Kritiker*innen kommt dafür nicht an, dass Placeboeffekte nicht nur rein subjektive Verbesserungen der Befindlichkeit sind, sondern sich oft auch in objektiv messbaren körperlichen Veränderungen zeigen. [1] Wieder andere verwechseln sie mit rein zufälligen Spontanremissionen, die eh auch ohne Placebo aufgetreten wären. Dabei sind Placebos gar keiner Behandlung in Medikamententests oft signifikant überlegen. [2] Nur deshalb wird ja überhaupt mit Placebos kontrolliert, und nicht nur mit unbehandelten Kontrollgruppen.
Anstatt immer nur korrekterweise zu schreiben, dass Homöopathie nicht besser wirkt als Placebos, wäre es ein Beitrag zur Aufklärung, mit den vielen Irrtümern und dem Halbwissen darüber aufzuräumen, was ein Placeboeffekt ist, und was nicht. [2, 3]
Die Diskussionsverläufe zeigen nämlich, dass auch viele Kritiker*innen, die sich für bestens informiert halten, von falschen Annahmen ausgehen und oft noch diejenigen, die Fachwissen aus der Uni mitbringen, für dumm erklären.
Sich an dieser Debatte mit Fachwissen zu beteiligen, ist äußerst frustrierend, weil man schnell mit Esoterikern in einen Topf geworfen wird, sobald man die wissenschaftlich unbestrittene Tatsache erwähnt, dass Placeboeffekte reale Effekte sind. Offenbar verwechseln viele Menschen Psychosomatik mit Esoterik.
Natürlich ist es furchtbar, wenn Menschen zu Schaden kommen, weil Placebotherapien eingesetzt werden, wo sie nicht indiziert sind. Kontraindizierte Behandlungen sind aber IMMER ein Kunstfehler. Und natürlich hat der Placeboeffekt Grenzen.
-
[1] www.aerzteblatt.de...ungen-sind-messbar
[2] www.gwup.org/inhal...-nur-placeboeffekt
[3] www.psiram.com/de/....php/Placeboeffekt
zum Beitrag