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03.09.2017 , 15:44 Uhr
Fazit:
Was bleibt ist, dass einzig politischer Druck helfen kann. Die Hersteller müssen über die Hardware-Gewährleistung hinaus zu bspw. 5 Jahren Updates verpflichtet werden und diesen Druck an die Komponentenhersteller weitergeben. Im Zweifel müssen gerade Komponentenhersteller verpflichtet werden ihre Treiberquellen zu öffnen, wenn sie diese nicht mehr selbst pflegen wollen. Projekte wie Lineage können diese Quellen dann aufnehmen und für Altgeräte aktuelle Betriebssysteme veröffentlichen.
Dass die Situation bei "anderen Herstellern, die auf fest verklebte Komponenten setzen" schlechter ist kann man so pauschal übrigens auch nicht stehen lassen. Die Reparaturspezialisten von iFixit bescheinigen den Apple-Telefonen durchweg bessere Reparierbarkeit als vergleichbaren, leichter zu öffnenden Konkurrenzprodukten. Zusammen mit der längeren Software-Unterstützung würde ich das am ehesten als Nachhaltig bezeichnen.
Mit freundlichen Grüßen,
Matthias Niess
FairLötet e.V.
Verein zur Förderung sozial fairer Elektronikproduktion
zum Beitrag03.09.2017 , 15:43 Uhr
Vielen Dank für diesen Beitrag. Sie sprechen hier ein sehr wichtiges Thema an und zeigen, dass auch das Fairphone nicht davon verschont bleibt. Ich möchte hier ein paar Informationen ergänzen und einen Fehler korrigieren.
1. Alternative: offene Systeme
Tatsächlich IST Android ein vollständig offenes Betriebssystem aus Linux-Basis. Das von ihnen angesprochene Lineage nennt sich selbst "an Android distribution".
Da es für das (geschlossene) Betriebssystem iOS jür jedes Modell bisher mindestens 5 Jahre Support gab, kann man bezweifeln, dass Offenheit der Betriebssysteme - wenn auch wünschenswert - das zentrale Problem ist.
Wo das wirkliche Problem liegt, sieht man, wenn man sich anschaut warum es keine Updates für das Fairphone 1 gibt.
2. Die Update-Problematik
Sämtliche Androidgeräte verwenden Komponenten unterschiedlicher Hersteller. WLAN-Chips von Broadcom, Funkmodems von Qualcomm und ARM-Prozessoren von Mediatek. Damit diese Komponenten mit dem offenen Android-Betriebssystem funktionieren, brauchen sie Treiber. Das sind kleine Programme, welche die Anweisungen des Betriebssystems in Signale übersetzt, die von den Geräten verständen werden können.
Da diese Treiber Rückschlüsse auf den Aufbau der Komponenten erlauben, gelten sie als Betriebsgeheimnis und sind leider NICHT offen, sondern werden mit den Komponenten fertig an die entspr. Hersteller mitgeliefert (sei es Fairphone, Samsung oder Motorola). Sie laufen dann NUR mit der entspr. Android-Version, für die sie gebaut wurden.
Will ein Hersteller eine neue Android-Version ausliefern, muss er jeden einzelnen Komponenten-Hersteller um neue Treiber bitten. Da diese lieber neue Komponenten verkaufen wollen, sparen sie sich die Entwicklungskosten und bieten keine neuen Treiber an.
zum Beitrag21.03.2017 , 20:54 Uhr
Siehe den Kommentar von NAGER IT weiter oben. Zusätzlich kann ich sagen:
Es ist ganz klar, dass es in Deutschland und anderen europäischen Ländern nicht überall fair zugeht. Es gibt bereits viele Organisationen, die sich dieses Problems annehmen (u.a. Gewerkschaften).
Bei Projekten wie NagerIT und FairLötet geht darum zu zeigen, dass in den Lieferketten aller alltäglichen Elektronik-Produkte (wie einer Maus, einem Smartphone) krasse Menschenrechtsverletzungen stecken. Wir reden von (echter) Sklaverei, Kinderarbeit, usw.
Wo die ILO-Kernarbeitsnormen eingehalten werden ist unsere Arbeit abgeschlossen. Das heisst nicht, dass nicht weitere Verbesserungen wünscheswert wären.
zum Beitrag21.03.2017 , 20:47 Uhr
Na das Zinn kommt ja schon aus dem Recycling. Das Gehäuse ist aus leicht recycelbarem Bio-Kunststoff, das Mausrad aus Holz. Alle Komponenten lassen sich leicht voneinander trennen.
zum Beitrag21.03.2017 , 20:44 Uhr
Es handelt sich sowohl bei NagerIT, wie auch bei FairLötet um Initiativen, die - in Form von Leuchtturmprojekten - auf die Problematik aufmerksam machen. Beides sind eingetragene gemeinnützige Vereine ohne Gewinnabsicht.
Beide Initiativen arbeiten allgemein im Bereich der fairen Elektronik (Vorträge, Lehre, Entwicklungszusammenarbeit). Diese Arbeit wird teilweise durch Maus bzw. Zinnkäufe finanziert.
Zum Zinn: Wir betrachten Recycling-Zinn als fair, weil es - nach dem es einen kompletten Produktzyklus durchlaufen ist - nicht zusätzlich sozialen und ökologischen Schaden anrichtet. Ein erheblicher Teil der Erlöse geht aktuell an die indonesische NGO WAHLI, welche sich vor Ort für die betroffenen Arbeiter einsetzt.
Zeitgleich sprechen wir u.a. auch mit Minenbetreibern, wie eine Zertifizierung aussehen müsste, um Fairness zu garantieren. Wir sind auch noch an ganz anderen Fronten aktiv, dazu hoffentlich mehr gegen Ende des Jahres. Das alles - nur mal so am Rande - unbezahlt und ehrenamtlich.
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