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01.08.2016 , 22:49 Uhr
Fotos der Attentäter zu zeigen und ihre Namen zu nennen, unterstützt das Storytelling des Islamischen Staates, wie ich in meinem filmschreiben.de-Artikel über das Storytelling des IS zeige:
„Warum sollen wir wissen müssen, wie die Attentäter heißen und wie sie aussehen? Jedes Zeigen der Fotos der Attentäter, jedes mantrahafte Wiederholen ihrer Namen erzählt ihre Story, die Story einer ausgegrenzten, marginalisierten Hauptfigur, die sich wehrt und dadurch Anerkennung findet und zum Helden wird. Eine klassische Underdog-Story, wie sie Hollywood in allen möglichen Varianten erfolgreich rauf und runter dekliniert hat.
In einem Nachrichteneitrag wurden die Attentäter und ihre Verbindung zueinander sogar mit einem typischen Krimi-Element visualisiert. An eine Tafel waren ihre Fotos gepinnt, darunter standen ihr Namen, die Beziehungen zwischen ihnen wurden mit einem roten Faden, der an den Pinnadeln der Fotos befestigt war, gezogen. Eine typische fiktionale Darstellung von Verdächtigen findet also Einzug in die Berichterstattung über ein reales Attentat. Das ist ein nahezu perfektes IS-Storytelling.
Ich versuche mir vorzustellen, wie es wäre, wenn ich permanent ausgegrenzt und diskriminiert würde, wenn ich wenig bis kein Sinn in meinem Leben sehen würde, wenn mich die Sehnsucht nach Anerkennung, Respekt und Zugehörigkeit quälen würde und wenn ich bereits erste Schritte weg von der herrschenden „Leitkultur“ und Gesellschaft hin zu einer Religion gemacht hätte, deren extremistische Ausprägung mir die Erfüllung meiner Sehnsucht verspricht. Und dann erfahre ich von einem Attentat, sehe ständig das Foto des Attentäters und höre andauernd seinen Namen. Er ist präsent, er wird gesehen, er erfährt also das, woran es mir am meisten mangelt. Er wird von den einen gefürchtet und verdammt, von den anderen bejubelt und verehrt. Was würde ich dann wohl denken? Geil, würde ich denken, der hat es geschafft, da, wo er ist, will ich auch hin."
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