Profil-Einstellungen
Hier könnten Ihre Kommentare stehen
Herzlich willkommen.
Auch Sie haben eine Stimme und auch die soll gehört und gelesen werden.
Hier werden alle Kommentare gesammelt, die Sie verfassen. Außerdem können Sie Kontaktmöglichkeiten hinterlegen und sich präsentieren.
Wir freuen uns, wenn Sie die taz.kommune mit Ihren klugen Gedanken bereichern.
Viel Freude beim Lesen & Schreiben.
meine Kommentare
01.11.2015 , 12:16 Uhr
nformativer, beunruhigender Artikel. Danke Frau Herrmann.
Als Links bezeichnete man diejenigen, die für soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Organisation von Teilhabe-Möglichkeiten sorgten. Man stellte sie sich kämpfend gegenüber denjenigen vor, welche durch Unterscheidungsmerkmale der Ab- und Ausgrenzung das Wort reden. Der "Freie Markt" hat sich dabei als ideologischer Verschleierungs-Sprech etabliert, der das Heilsversprechen in die Zukunft verschiebt, der man hinterherjagt. Wie das in vielen Religionen auch der Fall ist.
Und es muss nicht wundern, dass solches Stück für Stück durch extremistische Gruppierungen (Hamas, FARC, ..) kopiert wird, die jetzt auch in Europa als die neuen Verführer auftreten. Sie beerben mit süßen Angeboten die radikalen, korrupten Eliten, die bis gerade eben noch als erstrebenswerte, hochbezahlte Heroen auf Titelseiten der Magazine und in den Talkshows auftraten (ach so, sie tun es noch). Und sie beerben auch die anderen, die sich gegen sie verbissen haben.
Mit der glaubenseifrigen Übersteigerung der biologistischen Ideologie vom Homo lupus, - dem Menschen also, der dem anderen Menschen ein Wolf ist - und der daraus erwachsenden unstillbaren Gier nach ewig wachsendem Geldsegen in die eigene Tasche, stellt sich dessen monströse Ausgeburt, der homo oeconomicus als kaltes Gespenst heraus.
Was bleibt ist ein geistiges Vakuum, mit zuckrig-klebenden Plunder und hohlen Scheingewissheiten versüßt. Die Wirtschaft soll global sein, der Mensch aber nicht? Es mangelt an einem universellen Menschenbild, dass die Gleichheit und Unvergleichlichkeit, die Einheit in der Vielfalt mit Solidarität, fairem Austausch und geistiger Freiheit – europäisch staatlich verfasst, miteinander verbindet. Naiv und realitätsfern sind eigentlich nur diejenigen, die glauben, die Party geht einfach immer so weiter, nur radikaler.
Die Linke (Gewerkschaften, Sozialisten, usw.) kommt in den alten von Marx geprägten Kategorien nicht weiter. Mit ihrem Kleben an Gespenstern, ist sie längst selbst eins geworden. Jetzt wird es Zeit, die cartesischen Kategorienfehler zu überwinden. Neues Denken, setzt neues Wahrnehmen voraus.
01.03.2015 , 15:28 Uhr
Ich bin dankbar für diese feine Darstellung.
Tatsächlich würde ich die Tendenz im derzeitigen Kapitalismus als eine faschoide, zersetzende und antidemokratische bezeichnen.
Ebenso hilfreich finde ich die Unterscheidung zwischen horizontaler Bewegung und vertikaler Machtstruktur. Allerdings, das haben wir beim Fall der Mauer gesehen: Macht beinhaltet lediglich die Chance, dass gefolgt wird, keine Garantie. Also braucht es "vertikal" vor allem eine Erinnerung an die historische und ideelle Grundlage für Europa.
Das betrifft aus meiner Sicht eine zwei unterschiedliche Themenbereiche, die derzeit auseinanderklaffen: 1. Anerkennung der spirituellen und kulturellen Vielfalt. 2. Eine dienende Wirtschaft und unabhängige Wissenschaft.
Beide Punkte wenden sich gegen den zunehmenden Kontrollwahn und Vereinheitlichung (Exklusion durch Schein-Individualismus).
Ohne gesamteuropäische Regelwerke gegen parasitäre Finanzmarktgier wird Solidarität ein U-topos bleiben. Erst muss der Augiasstall ausgemistet werden, damit eine Finanz-Union und eine Verfassungs-Union auf neue beine gestellt werden kann, die den Namen Vereinigte Staaten von Europa verdient.
Insofern muss das duldsame Hinnehmen der stereotypen Freie-Markt-Dogmen unterbrochen werden, bei der europäische Grundwerte mit Geld verwechselt werden.
Dogmatischer Starrsinn und Arroganz muß neuen Argumentationsweisen weichen, die auf gesellschaftliche Ziele und eine wünschenswerte Entwicklung für die EU-Bevölkerungen hinweisen. Gewinnsteigerungen für Investoren sind kein Ziel der EU.
Dazu muss zuerst die Illusion begraben werden, dass es einzig Gewinn-Wachstum und liberalisierte Märkte braucht, damit es den Bevölkerungen gut geht. Das gegenteil ist der Fall. Auch müssen wir uns einigen unbequemen Themen widmen, was grenzenlosen Zugang für alle zu allem angeht. Was Europa gewinnen kann wiegt mehr als Amazon, Apple, Samsung und Google je versprechen oder liefern können.
zum Beitrag